Still Life 2

Still Life 2

(Rondomedia)

geschrieben von Sarah Friedl

 

 
Entwickler: Microids
Publisher: Rondomedia
Genre: Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Still Life 2
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Der zweite Teil der Spielereihe "Still Life" ist nun endlich auf dem Markt erschienen. Sowohl Pressemitteilungen als auch Trailer künden von einem traditionellen und spannenden Spiel im Stil beliebter Survival-Horror-Filme. Tatsächlich lehnt sich der aktuelle Titel im Grundkonzept sehr nah an Filme wie "Saw" und "Hostel" an, ohne jedoch in Sachen explizite Gewaltdarstellung so weit zu gehen. Vermutlich will Publisher Rondomedia dadurch die Absatzzahlen möglichst hochtreiben. Wie viel die Käufer von dem bekommen, was sie erwarten, erfahrt ihr im folgenden Test.

Hintergrundgeschichte

Im Zentrum der Geschichte steht die aus dem Vorgänger bereits bekannte Protagonistin, FBI-Agentin Victoria McPherson. Doch sie ist nicht allein. Paloma Hernandez, eine bildhübsche und, für Victoria nervtötende, Reporterin, rückt ebenfalls ins Rampenlicht der Spieleraufmerksamkeit. Doch die Zusammenarbeit der beiden ist keineswegs gewollt. McPherson verfolgt nun schon seit Monaten den "Ostküsten-Killer", wie ihn die Presse taufte. Auch Paloma ist an der Geschichte dran, denn mit so einer Story lässt sich für die Dame gut Geld machen. Dabei ist sie aber nicht dem Killer, sondern der FBI-Agentin dicht auf den Fersen. Als sie es schließlich geschafft hat, durch einen ehemaligen Kollegen von Victoria an wichtige Informationen über den Killer zu gelangen, beschließt sie, diese mit ihr zu teilen und im Gegenzug vollen Einblick in die Ermittlungen zu bekommen. Doch als sie gerade telefonisch in einen Streit mit der Agentin verwickelt ist, klopft es an der Tür und der "Ostküsten-Killer" wartet draußen auf sie.

Gameplay

Das Spiel startet mit einem sehr gelungenen Intro-Video, welches einiges an spannender Atmosphäre aufbaut und kurz die Geschichte des ersten Teils erzählt. Anschließend findet man sich mit der Protagonistin in einem Hotelzimmer wieder, dessen Boden und Möbel von Akten über den Ostküsten-Killer übersät sind. Hier offenbart sich dem Spieler etwas Lesearbeit, die man sich jedoch nicht entgehen lassen sollte und auch nicht all zu lange dauert, denn kurz darauf darf man bereits in das eigentliche Spielgeschehen eindringen und die Action einer weiteren von vielen sehr gelungenen Zwischensequenzen genießen. Als FBI-Agentin Victoria McPherson ist man die erste Hälfte des Spiels damit beschäftigt, Hinweise wie Blutflecken und Fußabdrücke zu entdecken. Als Hilfe steht dabei das sogenannte "CSIA-Kit" ("Crime Scene Investigation & Analysis-Kit") zur Verfügung. Dieses ermöglicht es Victoria, Proben zu nehmen, sie auf ihre chemischen Eigenschaften zu untersuchen und anschließend die FBI-Datenbank nach Informationen dazu zu durchsuchen. Zeitweise ist es auch von Nöten, dass Victoria sich mit einer Freundin beim FBI, Claire, über ihr Smartphone in Verbindung setzt, um diverse Spuren genauer zu untersuchen. Victoria erlebt während ihrer Ermittlungen gegen den Mörder einige Flashbacks aus dem vorhergehenden Fall, wobei der Spieler hierbei Orte untersuchen und den scheinbaren Killer entlarven muss. Diese "Erinnerungen" sollen eine Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil von "Still Life" herstellen.

Einen weiteren Teil des Spiels verbringt man damit, sich als Paloma Hernandez vor dem Killer zu retten. Hierzu muss man zum Beispiel Kontakt zu McPherson aufnehmen oder in einem weiteren Rätsel einfach nur am Leben bleiben. Denn die Spielchen, die der Mörder mit der hübschen Reporterin veranstaltet, knüpfen eng an das Hauptmotiv der "Saw"-Filme an: pures Überleben. Einige Herausforderungen sind hier zeitlich begrenzt, was im Grunde bedeutet: Speichern und dann so schnell wie möglich alles ausprobieren. Ein blinkender Kreis in der rechten, oberen Bildschirmhälfte zeigt hierbei die verbleibende Zeit an und das rhythmische Klopfen des Herzens bringt noch etwas nervenaufreibende Spannung in diese Sequenzen.

Was bei schwereren Rätseln eindeutig fehlt, ist eine Hot-Spot-Funktion, die es dem Spieler durch Drücken einer Taste erlaubt, sämtliche untersuchbare Dinge in der Umgebung anzeigen zu lassen. Denn häufiger kommt es vor, dass man mit Victoria stundenlang durch einen Raum geht und den letzten wichtigen Beweis nicht findet, der benötigt wird, um im Spiel weiterzukommen. Was die Entwickler darüber hinaus vielleicht noch hätten besser machen können, sind Erklärungen zur Spielsteuerung. Weder das Kombinieren von Gegenständen, welches in "Still Life 2" ungewöhnlicher ist als in anderen Adventures (dazu später mehr), noch die Bedienung des CSIA-Kits sind hier erklärt. Daher ist es dringend notwendig, das Handbuch vor Beginn des Spiels ausführlich zu lesen oder es immer parat zu haben.

Was in "Still Life 2" für einige Spieler sehr interessant sein dürfte, ist der Schwierigkeitsgrad der Rätsel. Zwar sind um jede Knobelei herum viele Hinweise verstreut, jedoch läuft man durch den Zeitdruck nur hektisch durch die Sequenzen und so können diese schnell übersehen werden. Hier ist es angesagt, die Augen offen zu halten, was den Spieler oftmals viel schöner in die Spielwelt integriert, als es bei leichteren Rätseleien der Fall ist. Für diejenigen unter euch, die mit kniffligeren Herausforderungen nicht ganz so zurechtkommen, hat der Publisher auf der offiziellen Homepage ein wunderbar schauriges Lösungsbuch zur Verfügung gestellt. Des Weiteren ist die Möglichkeit des Sterbens in "Still Life 2" erwähnenswert. Öfters kommt es zu Verletzungen durch Minenexplosionen oder Ähnlichem. In einem solchen Fall sollte man sich schnellstmöglich einen Ärztekoffer suchen. Sollte es nämlich zu einer zweiten Verletzung kommen, darf man seinem Charakter dabei zusehen, wie er stöhnend zu Boden sinkt.

Was sich Microids ganz neu ausgedacht hat, ist das begrenzte Inventar. Schnappt man sich zum Beispiel eine Matratze, bei der man zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Ahnung hat, wozu man sie später benötigen könnte, füllt diese das Inventar komplett aus. Für solche Situationen stehen dem Spieler immer wieder Container zur Verfügung, in welchen man zunächst nicht benötigte Dinge ablegen kann, um den Rest an herumliegenden Gegenständen einzusammeln. Eher unnötig als innovativ: Im späteren Spielverlauf kommt es dadurch zu sehr weiten Laufwegen, da der Spieler nicht vorherzusehen vermag, welche Gegenstände er wann benötigt. Die Container sind immer weiter weg vom eigentlichen Rätsel, die Objekte scheinen immer größer zu werden.

Weiter geht es mit der Steuerung der Charaktere. Die Fortbewegung erfolgt nur per Maus, also via gewohntem Point-and-Click. Leider kommt es häufig vor, dass diese sich etwas langsam gestaltet. Durch Doppelklicken ist es zwar möglich, die Protagonistin laufen zu lassen, doch bevor sie das tut, macht sie erst einmal ein paar langsame Schritte, was wiederum zäh wirkt und den Spielspaß ein wenig dämpft. Leider sind die Bewegungsanimationen auch nicht so ausgefeilt, wie man sich das vielleicht wünschen würde, sondern eher etwas ruckelig und steif. In manchen Fällen kommt es auch dazu, dass man nach dem Untersuchen eines Objektes etwas länger warten muss, da sich die Animation hinzieht und man währenddessen noch nichts machen kann. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist die bereits erwähnte Handhabung des Inventars. Möchte man zum Beispiel Dinge miteinander kombinieren, gilt es hierfür einen Knopf direkt neben dem Inventar zu benutzen. Auch das Aufnehmen und Untersuchen von Spuren ist anfangs etwas umständlich, jedoch dürfte es dem Spieler nicht all zu schwer fallen, sich bald daran zu gewöhnen. Wo man sich vielleicht auch etwas mehr Einsatz gewünscht hätte, wäre die Mimik gewesen. Diese fehlt außer bei den Zwischensequenzen während des gesamten Spielverlaufs und lässt manche, doch recht emotionale Dialoge etwas klinisch wirken. Fühlt man sich einer Unterhaltung aber doch überdrüssig, ist es möglich, diese via Leertaste schneller voranzutreiben.

Was dem Spieler eine interessante Herausforderung bietet, ist das energiegeladene und äußerst spannende Ende von "Still Life 2", das mit zwei alternativen Enden aufwartet. Allerdings werden danach sämtliche Speicherstände gesperrt, so dass es unmöglich erscheint, auch den zweiten Spiel-Ausgang zu erleben. In diesem Fall sollte der Spieler aber einfach die Augen im Spielmenü offen halten - mehr wollen wir aber nicht darüber verraten.

Sound

Die musikalische Untermalung von "Still Life 2" gestaltet sich sehr spannend und in den meisten Fällen auch passend zu den entsprechenden Situationen. Leider kommt es manchmal auch vor, dass, wenn man mit Victoria den Ort untersucht, an dem Paloma zuvor ums Leben kämpfte, die Musik sehr hektisch ist, was natürlich nicht zum "entspannten" Spurensammeln passt. Auch die deutsche Synchronisation wurde leider etwas vermasselt. Zwar gelingt es dem Spiel in Dialogen recht häufig, eine passende Stimmung aufzubauen, doch kommt es leider sehr oft vor, das Wörter falsch betont sind und nicht recht zur Situation zu passen scheinen. Was man wohl auch hätte besser machen können, ist der Humor der Charaktere. Ab und zu eingestreut gibt er sich als humorvolle Betonung von Sätzen in absolut falschen Situationen zu erkennen. Es erscheint nämlich etwas unpassend, dass Paloma während ihres Kampfs ums nackte Überleben zu scherzen beliebt. Auch ein kleiner Fehler: Sobald man mit Victoria am Ort des Geschehens ist, erlaubt sich die Stimme Palomas, den Spieler darüber aufzuklären, wenn man etwas falsch kombiniert. Leicht überraschend, wenn man bedenkt, dass Paloma gar nicht anwesend ist.

Was jedem Spieler ans Herz zu legen ist, wäre das Leiser-Stellen der Hintergrundmusik. Diese ist in einigen Sequenzen einfach zu laut und übertönt gern Gespräche. Ist diese aber erst einmal auf einen erträglichen Lautstärkepegel eingestellt, sorgt sie vor allem während nervenaufreibenden Sequenzen für Spannung.

Grafik

Verglichen mit anderen Adventures wie "Memento Mori" oder "eXperience 112" ist die grafische Umsetzung von "Still Life 2" nicht ganz zeitgemäß. Umgebungen und Hintergründe sind zwar sehr passend gestaltet und unterstreichen in vielen Situationen die Atmosphäre, doch sind die Charaktere leider etwas kantig und unfreundlich gemacht. Dies nagt zwar ein wenig an der Stimmung des Spiels, wird aber eben durch die bereits erwähnten guten Hintergründe wieder ausgeglichen.

 


Fazit

   "Still Life 2" ist ganz offensichtlich ein, in manchen Fällen etwas gewöhnungsbedürftiger, aber durchaus würdiger Nachfolger des ersten Teils. Die Entwickler haben sich auch bei diesem Adventure wieder mächtig ins Zeug gelegt und einen ansehnlichen Vertreter der Grusel-Spiele auf den Markt gebracht. Vor allem Spieler des ersten Teils werden sich alle zehn Finger nach der Fortsetzung lecken, denn auch die Geschichte ist sehr gut gelungen. Ich persönlich kann das Spiel nur empfehlen, auch wenn es noch mit ein paar kleinen Macken gespickt ist. Und wenn man nicht gerade all zu sehr ein Auge auf die etwas dürftigere Grafik wirft, sondern sich mehr auf Story und Spannung konzentriert, garantiert dieses Schocker-Adventure viele unterhaltsame Rätselstunden. (22.04.2009)


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