Race Pro

Race Pro (Xbox 360)

(Atari)

geschrieben von Alexander Eschner

 

 
Entwickler: SimBin
Publisher: Atari
Genre: Rennsimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Race Pro
Preis: 59,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Es ist wieder etwas los auf den internationalen Rennstrecken dieser Welt. Mit "Race Pro" steigt ein neuer Herausforderer in den Ring um die beste Rennsimulation. Mit dreizehn verschiedenen und originalgetreuen Rennstrecken, sowie 350 unterschiedlichen Fahrzeugmodellen geht dieser Kandidat an den Start. Ob diese Ausstattung für die "Pole Position" reicht oder eher ein "Boxenstopp" vonnöten ist, erfahrt ihr hier.

Erster Gang

"Race Pro" versetzt den Spieler in die pulsierende Welt des Motorsports. Verstärkt wird dieser Eindruck durch eine große Anzahl von Lizenzen, die Rennklassen, Rennstrecken und Rennfahrzeuge umfassen. Das Hauptaugenmerk des Spiels liegt ganz klar auf dem "Karriere"-Modus. Dieser kann in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden in Angriff genommen werden. Für Anfänger eignet sich der Grad "Neuling", um in die harte Alltagswelt eines Rennfahrers hineinzuschlüpfen. Bei dieser Stufe werden alle nur erdenklichen Hilfen aktiviert, die das Fahren sehr einfach gestalten. Neben dem Vorzug einer Automatikschaltung wird dem Spieler die Ideallinie auf der Fahrbahn angezeigt. Indem sie sich von grün auf rot verfärbt, gibt diese sogar Auskunft darüber, wo die idealen Bremspunkte liegen, um ohne größere Anstrengung jede Kurve und Schikane zu meistern. Darüber hinaus scheint die Gegner-KI kein "Schumacher-Gen" zu besitzen und lässt sich gut in Schach halten. Damit ist gemeint, dass sie zwar am Rennen teilnehmen und es meistens auch beenden, aber ohne taktisches Geschick und langsam ihre Runden drehen. Somit dürfte einem soliden Start nichts im Wege stehen. Für erfahrenere Piloten ist der Grad "Halbprofi" genau richtig. Hier gibt es zwar immer noch die komfortable Automatikschaltung, aber dafür keine Ideallinie mehr. Der Spieler muss also deutlich überlegter fahren als zuvor. Um das Renngeschehen spannender zu gestalten, haben die KI-Gegner auch gleich mehr auf dem Kerbholz. Plumpes Davonfahren und Rundenzählen ist ab diesem Zeitpunkt eine wahre Rarität. Für die Könner ihres Fachs gibt es nur eine Wahl: den Grad "Profi". Bei diesem Schwierigkeitsgrad gibt es keine Hilfen mehr; selbst die Automatikschaltung bleibt dem Spieler verwehrt. Zudem kann die Gegner-KI jetzt locker mit menschlichen Spielern mithalten. Eine gelungene Lösung ist, dass man während einer Karriere den Schwierigkeitsgrad immer wieder verändern kann. Dadurch kann man sich kontinuierlich steigern, ohne ein neues Spiel zu starten und Frustmomente sind seltener.

Nachdem man den passenden Schwierigkeitsgrad ausgesucht hat, beginnt das Leben als Rennprofi. Natürlich versteht es sich von selbst, dass man als Amateur nicht sofort in der besten Klasse startet. Anfangs muss man sich mit der "Mini Challenge" zufriedengeben. Mit anderen Worten: Der erste fahrbare Untersatz ist ein flotter Mini Cooper. Bevor man jedoch den Vertrag mit einem Rennstall unterzeichnet, wird man vor die Wahl gestellt, ob man eine Probefahrt macht, um sich zu qualifizieren, oder einfach unterschreibt. Natürlich geht nichts ohne Eigenkapital. Der Spieler verfügt über ein Konto, auf dem er Zahlungsmittel horten kann. Diesen Zahlungsmitteln kommt eine hohe Bedeutung zu. Jeder Vertrag kostet auch eigene Zahlungsmittel. Die Preise sind zum Teil richtig gesalzen und können ohne Probefahrt, die bei erfolgreichem Abschluss den Preis senkt, nicht bezahlt werden. Es empfiehlt sich daher grundsätzlich, lieber die Variante der Probefahrten auszuwählen und zu bestehen. Diese Fahrten verlaufen folgendermaßen: Der Spieler bekommt das Fahrzeug, mit dem er auch später die wirklichen Rennen fahren muss, zur Verfügung gestellt. Mit dem jeweiligen Fahrzeug muss er eine vorgegebene Rundenzeit auf einer Rennstrecke unterbieten. Dazu hat man beliebig viele Versuche, bis es irgendwann mal geklappt hat. Sollte es geglückt sein, sinken die Preise für einen Vertrag signifikant. Nachdem der Spieler diese Prozedur durchlaufen hat, kann er den Vertrag unterschreiben und für den Rennstall an den Start gehen. Es gibt jedoch eine Vertragsklausel, die besagt, dass man mindestens Dritter in der Gesamtwertung werden muss. Sollte dieses Ziel nicht erreicht werden, sind die investierten Credits futsch. Gelingt es dem Spieler, zu dominieren und der Konkurrenz davonzufahren, wird er gleich doppelt entlohnt. Neben der größten Vertragsausschüttung bekommt man das gefahrene Auto in einer Sonderausgabe. So kann jeder Bolide in der Lackierung "Bronze", "Silber" oder "Gold" freigespielt werden. Die Art der Lackierung hängt davon ab, mit welchem Schwierigkeitsgrad der Coup gelungen ist. Je schwieriger das Ganze war, umso schöner und wertvoller der Lack.

Nachdem der Vertrag unter Dach und Fach ist, muss jetzt bewiesen werden, dass man der Aufgabe gewachsen ist. Bevor es an das eigentliche Rennen geht, kann optional zunächst die Qualifizierung in Angriff genommen werden. Es empfiehlt sich, die Qualifizierung aus zwei Gründen zu durchlaufen: Der erste liegt klar auf der Hand: Man lernt die Strecke mit ihren Tücken kennen und hat natürlich die Möglichkeit, sich einen hervorragenden Startplatz zu sichern. Der zweite Grund ist, dass der Spieler ein Gefühl für sein Fahrzeug erhält. Zudem kann man, falls nötig, eine von vielen verschiedenen Optimierungseinstellungen am Wagen vornehmen. Die Breite der Auswahlmöglichkeiten ist enorm. Sie reicht beispielsweise vom Neigungswinkel des Spoilers über die Bodenfreiheit der Karosserie bis hin zur Verbesserung der Motorleistung. Die Rennen an sich laufen, sofern man nicht auf dem Schwierigkeitsgrad "Neuling" spielt, sehr realistisch und spannend ab. Einfaches Gasgeben und durch die Massen Drängeln ist nicht drin. Der Spieler muss taktisch agieren und sich während der Fahrt gut überlegen, welches sein nächster Zug sein wird. Selten kam es vor, dass man sich so viele Tricks einfallen lassen musste, um eine Spitzenposition zu halten. Die Gegner-KI handelt dabei sehr geschickt und nutzt jeden noch so kleinen Fehler gnadenlos aus. Genau dieser Punkt gestaltet die Rennen so spannend. Ein anderer, nicht unwesentlicher Aspekt ist die Härte des Regelwerks. In einigen Situationen bekommt man als tollkühner Pilot Strafen, wie beispielsweise eine Durchfahrtsstrafe durch die Boxengasse, ohne wirklich zu wissen, wo es zu Berührungen oder Abkürzungen gekommen ist, allerdings sei erwähnt das sich dieses Phänomen nur bei den ersten Fahrversuchen feststellen lässt. Häufen sich solche Vorfälle, wird man disqualifiziert. In besonders schweren Fällen, wie beispielsweise dem Fahren in die falsche Richtung, geschieht dies sofort. Somit führt ein "Rambo"-Fahrstil bei diesem Titel zu nichts. Dadurch wird gewährleistet, dass der Spieler konzentriert bei der Sache ist.

Neben dem "Karriere"-Modus gibt es noch die beiden Modi "Schnelles Rennen" und "Rennen erstellen". Bei dem Modus "Schnelles Rennen" kann nur der Schwierigkeitsgrad bestimmt werden, alles andere wird willkürlich entschieden. Dieser Modus eignet sich somit hervorragend für ein paar heiße Runden zwischendurch. Alternativ dazu kann der Modus "Rennen erstellen" genutzt werden. Hier kann der Spieler die Strecke, das Fahrzeugmodell und natürlich den Schwierigkeitsgrad aussuchen. Diese Spielvariante eignet sich hervorragend fürs Trainieren und zum Testen von Einstellungen am Wagen. Es können allerdings nur Klassen und Strecken verwendet werden, die bereits freigespielt wurden.

Bremsen, Kuppeln, Schalten

Damit eine Rennsimulation wie eine Simulation wirkt, darf die Steuerung nicht zu arcadelastig sein. Dies ist den Machern definitiv geglückt. Die Umsetzung der Befehle verläuft absolut reibungslos und lässt im Grunde keine Wünsche offen. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen, dass es keine Handbremse gibt. Das sorgt zum Beginn des Spiels etwas für Verwirrung, da man schneller im Kiesbett landet als erwartet. Die Steuerung ist für eine Simulation erstaunlich simpel gehalten und dürfte Anfängern ebenso wie erfahrenen Spielern sehr gut von der Hand gehen. Der einzige Punkt, bei dem Einsteiger etwas ins Schleudern geraten dürften, ist die individuelle Fahrphysik jedes Fahrzeugs und somit die unterschiedliche Reaktion auf die Kommandos. Ein "Formula BMW"-Rennwagen bremst abrupt und kann Kurven selbst mit hohem Tempo noch souverän durchgleiten. Von solchen Fahreigenschaften kann der Spieler bei einem Mini Cooper nur träumen. Die flinke Rennpappe bremst gemächlich und hat bei hohem Tempo in den Kurven die gleichen Fahrqualitäten wie ein Sack Kartoffeln. Es sei zudem noch erwähnt, dass es bei dem Schwierigkeitsgrad "Neuling" auch Fahrhilfen wie beispielsweise Traktionskontrolle gibt, die das Ganze etwas entschärfen. Im Übrigen wird das "Force Feedback Wheel" unterstützt. Kurz und knackig gesagt: Die Steuerung wurde ideal für dieses Spiel konzipiert.

Maßstabsgetreu

"Race Pro" ist ein echter Hingucker. Die Detailfülle bei den rund 350 verschiedenen Modellen ist wahrlich beeindruckend. Alle Modelle haben einen hohen Wiedererkennungswert und können ohne Probleme einer Automarke zugeordnet werden. Die charakteristische Form des 3er-BMW lässt sich beispielsweise sofort aus großer Entfernung erkennen. Davon ganz abgesehen besticht einfach die liebevolle Umsetzung, die soweit geht, dass jeder noch so kleine Werbeaufkleber auf den Fahrzeugen wiederzufinden ist. Diese sind aufgrund der sehr scharfen Texturen leicht erkennbar und lesbar. Neben der erfreulichen Tatsache, dass es viele Originallizenzen gibt, weiß auch das verwendete Schadensmodell zu überzeugen. Kleinste Abreibungen des Lacks sowie feine Risse in der Karosserie lassen sich problemlos erkennen. Natürlich fällt das nicht mehr so deutlich auf, wenn man den Rennboliden innerhalb von wenigen Hundertsteln einer Sekunde von 200 km/h auf 0 km/h an einem Betonpfeiler herunterbremst. In solchen Augenblicken zerreißt es förmlich den Wagen in mehrere handliche Stücke. Sollte das Fahrzeug erstaunlicherweise nach solch einem Vorfall noch fahrtüchtig sein, sollte der Spieler eine der drei weiteren Kameraperspektiven wählen, die sich nicht direkt im Cockpit befinden. Ansonsten fährt man, wenn es nicht gut läuft, stellenweise blind, da die Motorhaube sich aufklappen könnte und die Sicht versperrt.

Es gibt aber kleine Makel, die nicht hätten sein müssen. So werden zwar Schatten und Sonnenstrahlen in Echtzeit auf den Fahrzeugen wiedergegeben, aber es gibt keine Echtzeitspiegelung der Strecke auf der Karosserie. Dabei gehört so etwas mittlerweile zum Standard in den heutigen Spielen. Dafür läuft das Spiel sehr flüssig und es gab keine Texturfehler sowie kaum Clipping-Fehler. Ein weiteres Highlight ist die sehr gute Umsetzung der Rennstrecken. Diese befinden sich auf dem aktuellen Stand, teilweise müssen bei den realen Strecken einige Kurven entschärft werden und somit ändert sich zwangsläufig auch der Verlauf, dies wurde alles beachtet und umgesetzt. Auch bei den Details am Streckenrand war man nicht knauserig. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, wo der Spieler mal einen Blick erhaschen kann, wird er feststellen, dass man Feuerwehr- und Krankenwagen sowie mehrere Flaggenträger und Zuschauer am Rand erkennen kann, und dass üppige Vegetation keine Seltenheit ist. Abgesehen von den kleinen Patzern ist das Spiel eine Augenweide.

Lautstark

Ebenso betörend wie die Optik ist die Geräuschkulisse. Jedes Fahrzeug hat ein eigenes sattes Motorengeräusch, das dem originalen wohl sehr nahe kommt. Die Spannweite reicht von starken Knattertönen beim Mini über PS-starkes Röhren bei einem Audi R8 bis hin zum Pfeifton eines drehzahlstarken Motors eines F3000-Rennwagens. Aber das war noch längst nicht alles, denn die Rennstrecken leben förmlich. So bekommt der Spieler während der Fahrt mit, wie unterschiedlich die Asphaltverhältnisse auf der Strecke sind, weil sich das Laufgeräusch der Räder verändert. Ebenso wenig entgeht es dem Piloten, wenn sich ein Rad kurz auf einer Rasen- oder Sandfläche befindet. Im Grunde hört der Spieler das ganze Fahrzeug arbeiten. Bei Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder Begrenzungen wird es richtig laut. Neben dem Brechen der Karosserie sind das Klirren der Scheiben und die metallischen Töne, wenn beispielsweise eine Achse bricht, deutlich erkennbar. Ansonsten kann man Funksprüche von der Boxen-Crew vernehmen oder dem Jubel der Motorrennsport-Fans auf der Zielgeraden lauschen. Fährt man einen Boliden mit offenem Cockpit, kann man sogar den Luftstrom hören. Musikalisch gesehen ist der Titel kein Meisterwerk. Typische elektronisch erzeugte Klänge prägen die Menüführung. In den Titeln ist wenig Abwechslung, aber dennoch lassen sie stellenweise Rennfieber aufkommen. Nüchtern betrachtet ist es so ohnehin viel schöner, dem Audi R8 beim Musizieren zuzuhören.

Weltweit

Für ein gutes Rennspiel gehört der Mehrspielermodus zum guten Ton. "Race Pro" bietet insgesamt drei Variationen. Die erste ist das Spielen an einer Konsole via Splitscreen. Das macht soweit richtig Spaß und ist eine gute Alternative, wenn man keine Xbox-Live-Gold-Mitgliedschaft besitzt. Variation Zwei funktioniert über System-Link. Hier können sogar bis zu zwölf Spieler gegeneinander antreten. Und zu guter Letzt Variation Drei: das Spielen über Xbox-Live. Hier gibt es drei Optionen: Das "Schnelle Rennen", in dem man einfach nur zum Spaß gegen andere Spieler aus aller Welt antritt. Als zweites das "Ranglisten Rennen", dass im Grunde wie das schnelle Rennen funktioniert, nur mit dem Unterschied, dass man hier bei gutem Abschneiden stetig in der virtuellen Rangliste steigt und somit der Konkurrenzkampf größer ist. Als letzte Option kann man ein eigenes Rennen erstellen. Man hat die Wahl, welche Strecke, Klasse, Fahrzeuge und ob nur mit Freunden oder auch anderen Spielern gespielt werden soll. Wenn man nicht genügend Freunde in seiner Liste besitzt, um zwölf Plätze zu füllen, können alternativ sogar KI-Gegner mitverwendet werden. Somit steht dem virtuellen Rennerlebnis nichts mehr im Wege. Es sei noch erwähnt, dass alle Verbindungen hervorragend funktionieren und keine lästigen Ruckler das Erlebnis mindern.

Fazit

"Race Pro" braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Dank der Detailfülle und liebevollen Umsetzung kann der Titel richtig glänzen. Ebenso erwähnenswert ist, dass das ganze Spielerlebnis dank der Lizenzen und der Fahrphysik sehr authentisch ist. Zudem ist es einsteigerfreundlich, aber bleibt dabei nicht zu simpel für erfahrene Spieler. Der Einzelspielermodus ist solide und bringt einen hohen Spaßfaktor mit. Mehrspielertechnisch kann dieser Titel ebenfalls punkten. "Race Pro" ist für jeden Rennsimulationsfan auf jeden Fall einen Blick wert.

(06.04.2009)

Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

Race Pro

Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro
Race Pro