F1 2012

F1 2012

(Codemasters)

geschrieben von Tim-Oliver Siegwart

 

     
 

Eine packende und spannende Formel-1-Saison ging zu Ende. Codemasters präsentierte mit "F1 2012" das offizielle Rennspiel zur größten Motorsportveranstaltung der Welt. Nach ihrer Debüt-Saison mussten die Entwickler von Codemasters im vergangenen Jahr etwas Kritik einstecken, da die Weiterentwicklung ihres Rennboliden stagnierte. Ob zur aktuellen Version einiges verbessert wurde oder ob es sich eher um ein kleines Update handelt, erfahren Sie direkt aus dem DLH.Net-Windkanal.

Einmal um die ganze Welt

Die Formel 1 ist die höchste Klasse im Motorsport. Seit 1950 werden Rennen, sogenannte Grand Prix, auf allen Kontinenten ausgetragen. Seit jeher pilotieren nur die talentiertesten Fahrer der Welt die hochmodernen Rennwagen, sogenannte einsitzige offene Monopostos. Aktuell treten 12 Teams mit jeweils zwei Piloten an. Es gibt sowohl eine Fahrer- als auch eine Konstrukteurswertung, in welcher die Punkte beider Fahrer addiert werden. Hersteller, wie Ferrari, Williams und McLaren, haben eine lange und großartige Tradition in dieser Rennserie. Allerdings sorgte in der jüngsten Vergangenheit das junge Team von "Red Bull Racing" mit seinem Starpiloten Sebastian Vettel für Furore und konnte sich in den letzten drei Jahren jeweils beide Titel sichern.

Codemaster sicherte sich für "Formel 1 2012" die offizielle Lizenz und kann dadurch alle Rennstrecken, Fahrer und Teams der aktuellen Saison verwenden. Welche Veränderungen seit "F1 2011" auf den Käufer zukommen, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.

Die virtuelle Karriere

Um gleich alle Hoffnungen zu zerstören – nein, man darf auch weiterhin nicht länger als 5 Jahre fahren. Warum Codemasters hier nicht auf die massive Kritik reagiert und eine vernünftige Karriere nicht zugelassen hat, ist nicht wirklich ersichtlich. Kommen wir aber zunächst zu den positiven Neuerungen. Vor dem Karrierestart nimmt der Spieler an einem "Young Driver Contest" teil, hier bekommen junge Talente von den Teams außerhalb der Testlimitierung eine Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen und sich für weitere Dienste zu empfehlen. Diese Testfahrten werden dazu genutzt, die grundlegende Steuerung von "F1 2012" zu erklären. Je besser die Resultate sind, desto wettbewerbsfähigere Teams bieten danach ein Cockpit für die kommende Saison an. Leider fallen die Herausforderungen dann aber doch sehr einfach aus, die grundsätzliche Idee ist jedoch gut, da sich hier auch unerfahrene Neulinge mit dem Formel-1-Boliden vertraut machen können.

Sobald das Team gewählt und der Vertrag unterschrieben ist, geht es sofort zum ersten Saisonrennen. Hier wurde der Rotstift angesetzt, der Team-Truck mit Statistiken, E-Mails etc. wurde ersatzlos gestrichen. Die Interviews nach dem Rennen und die internationale Pressekonferenz sucht man auch vergebens. Benachrichtigungen erhält der Spieler nur schlicht vor dem Rennen. Ein Grand-Prix-Wochenende lässt sich nach wie vor frei definieren, entweder fährt man alle Trainingseinheiten und das Qualifying oder man kürzt die sogenannten Sessions bis auf die Qualifikation, wo die Startposition ermittelt wird. Während des Zeitfahrens kann das Setup des Rennwagens rudimentär angepasst werden. Das bereits dürftige Menü aus "F1 2010" und "F1 2011" wurde noch weiter beschnitten.

Der Spieler darf nun nur noch zwischen Grundeinstellungen wählen. Damit geht auch der letzte Simulationsfaktor verloren. Ein Formel-1-Wagen, an dem der Spieler nicht die Flügel, Getriebe, Dämpfer etc. einstellen kann, ist genauso interessant wie die F1-Autos, in die Eltern für ihre Kinder einen Euro einwerfen, woraufhin das Teil dann eine Minute rüttelt. Es ist klar, dass viele Spieler von Menüs mit zig Optionen erschlagen werden, sollten sie keine Erfahrung mit Rennsimulationen haben. Aber nun in das andere Extrem umzuschwenken und alles zu streichen ist unverständlich. Warum es nicht einfach eine Option gibt, wo der Spieler selbst wählen kann, ob er seinen Flitzer einstellen möchte oder lieber nur vorgefertigte Grundeinstellungen wählt, ist nicht zu erklären.

Die Rennen werden im Vergleich zum Vorgänger, da mindestens 20% der Rennlänge gefahren werden müssen, deutlich länger. Für Hobbypiloten ist diese Neuerung etwas happiger, aber Codemasters begründet diese Entscheidung mit dem neuen dynamischen Wettersystem, welches mit einer geringeren Rundenanzahl nicht zum Tragen kommen würde. Generell wäre das eine gute Entscheidung gewesen, allerdings hat man neben dem Karrieremodus nicht mehr wie zuvor den Grand Prix-Modus, in dem man ein beliebiges Team auswählen und ein einzelnes Rennen austragen konnte. Somit bleiben für den Gelegenheitsspieler nur die neu hinzugekommenen Herausforderungen.

Hier gilt es eine spezielle Aufgabe im Rennen, zum Beispiel "Überqueren Sie vor Fernando Alonso die Ziellinie", zu erfüllen. Eine nette neue Spieloption, die allerdings auf Dauer nicht motivieren kann. Der Spieler kann sich zudem unter mehreren Schwierigkeitsgraden den passenden aussuchen. Einsteiger können hier ebenso um Rennsiege fahren wie erfahrene Kilometerfresser.

Die besten Fahrer der Welt

In "F1 2012" lässt der Online-Modus bis zu 16 Fahrer gegeneinander antreten. Zur Auswahl stehen alle 20 Rennen der diesjährigen Saison. Wer mit einem Freund lieber als Team-Kollege unterwegs ist, der findet im Koop-Modus sein Glück. In allen Variationen wird das restliche Feld mit KI-Fahrern aufgefüllt. Die Rennen an sich verliefen in unserem Test alle reibungsfrei und ohne größere Probleme mit Latenzen, Rucklern und dergleichen. Es gibt keine Kennzeichnung, ob ein Fahrer mit Tastatur, Gamepad oder Lenkrad unterwegs ist. Freunde lassen sich einfach über die Steam-Optionen finden und bequem einladen.

Grafik und Sound

Die Grafik überrascht nicht wirklich, bereits die beiden Vorgänger zeigten sehr schöne Wettereffekte und stimmige Rennstrecken. Besonders Regenrennen lassen Motorsportenthusiasten einen höheren Gang einlegen. Bei genauerer Analyse der Telemetriedaten sieht man allerdings deutlich, dass sich Codemasters hier leider etwas auf dem Ruhm vergangener Tage ausruht. Die Texturen der Rennwägen und Boxencrew sind recht pixelig und abseits der Strecke wirken Publikum und Rennstreckenpersonal doch sehr überholt. Das passt nicht ganz zum ansonsten sehr positiven grafischen Gesamteindruck, andere Rennsimulationen haben in dieser Kategorie eine deutliche Wagenlänge Vorsprung. Dennoch hört die Konkurrenz "F1 2012" deutlich im Nacken.

Der Sound der Rennkisten kann soweit als möglich überzeugen, die schöne Zeit der röhrenden V12-Motoren ist nun ja schon eine ganze Generation vorüber. Die Hintergrundmusik fügt sich im Gegensatz zur reinen Soundkulisse auf der Rennstrecke nicht ganz so harmonisch ins Geschehen ein. Der Boxenfunk fällt recht rar aus und es gibt keine wirkliche Interaktion mit dem Kommandostand an der Boxenmauer. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Grafik recht gut gelungen ist und der Motorenlärm überzeugen kann, Codemasters aber für 2013 noch ein paar Tage im Windkanal anmelden sollte.

Querlenker

Die Formel-1-Renner kann der Spieler wahlweise mit Tastatur, Lenkrad oder Gamepad steuern. In den Menüs navigiert man mit der Maus und wählt seinen Spielmodus aus. Auf der Rennstrecke ist das Lenkrad klar die beste Lösung, präzise Steuerung und authentisches Feeling sorgen hier für den größten Spielspaß. Danach kommt sicherlich das Gamepad, sofern es wie der Xbox-Controller über analoge Sticks verfügt, damit der Spieler die Lenkung und den Druck aufs Gaspedal entsprechend dosieren und damit den eigenen Reifenverschleiß kontrollieren kann. Sollte keines dieser Eingabegeräte zur Hand sein, lässt sich "F1 2012" auch problemlos mit der Tastatur spielen. Das Spiel ist letztlich eher im Arcade-Bereich anzusiedeln, für eine Simulation fehlt einfach das realistische Fahrverhalten.


Fazit

"F1 2012" kommt mir vor wie Mercedes in der Formel 1. Angetreten um Großes zu leisten und jedes Jahr wird ein weiterer Rückschritt anstatt eines Fortschritts verbucht. Warum ein Fahrzeug-Setup in einem Rennspiel gestrichen wird, kann ich mir nicht erklären, ebenso das Fehlen von Einzelrennen und die lächerliche Minikarriere über 5 Saisons. Die Grafik sieht zwar sehr schön aus, besonders bei Regenrennen, bei näherer Betrachtung fällt es am PC aber mehr als deutlich auf, dass die Texturen der Boxencrew und Rennwagen nicht hochauflösend sind. Mit der offiziellen FIA-Lizenz im Rücken hätte Codemasters hier einfach mehr leisten müssen. "F1 2012" ist von einer Simulation so weit entfernt wie HRT Racing von einem Podestplatz. Unverständlich, denn für die Arcade-Freunde veröffentlicht Codemasters mit "F1 Racers" doch bereits ein eigenständiges Spiel.

(19.12.2012)


Kommentare:
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2015-10-25 16:43:50... - André

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