Assassin's Creed: Revelations

Assassin's Creed: Revelations (PS3)

(Ubisoft)

geschrieben von Witali Blum

 

     
 

Mit "Assassin's Creed: Revelations" setzt Ubisoft Montreal die beliebte Action-Spielreihe fort, die den Konflikt zwischen den Templern und den Assassinen als Leitmotiv nutzt. Da die Entwickler bisher größtenteils hervorragende Arbeit geleistet haben, um die Spielgemeinde zu unterhalten, weckt der neueste Titel wohlbegründet positive Erwartungen. Lesen Sie im folgenden Test, ob die Vorfreude gerechtfertigt ist, zahlreiche neu erzählte Kapitel der Weltgeschichte als Assassine zu durchspielen, oder ob sich dieses Werk eher als eine Enttäuschung offenbart.

Was bisher geschah ...

"Assassin's Creed: Revelations" setzt voraus, dass der Spieler die vorhergehenden Titel der Reihe kennt oder sich zumindest im Internet über ihren Inhalt informiert hat, denn die Hintergrundgeschichte setzt mitten im Geschehen ein. Es werden dabei nicht einmal die Akteure wie etwa Desmond Miles, der Assassine der Gegenwart, vorgestellt. Eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse soll den Lesern an dieser Stelle einen Überblick verschaffen.

Desmond Miles, ein vermeintlich einfacher Barkeeper, wird mit der Vergangenheit seiner Vorfahren konfrontiert, als eine templernahe Organisation namens "Abstergo Industries" ihn entführt, um über ein neuartiges Gerät dessen genetisch codierten Erinnerungen auszulesen. Der sogenannte "Animus" erlaubt es, die Vergangenheit nochmals zu erleben und etwaige Verstecke von mächtigen Artefakten auszuspähen. Die Templer wollen nämlich spätestens seit dem Mittelalter mithilfe der "Edensplitter", die von einer uralten Zivilisation gefertigt worden sind, die geistige Kontrolle über die Menschheit übernehmen und damit Frieden auf der ganzen Welt erzwingen. Die freiheitsliebenden Assassinen widersetzen sich diesem scheinbar noblen Vorhaben, weil Sklaverei ihrer Auffassung nach niemals wahren Frieden bringen kann. Ihr Motto – "Nichts ist wahr, alles ist erlaubt." – reflektiert ihre Einstellung und betont vor allem die Individualität sowie Diversität eines Menschen.

Der entführte Barkeeper hat Glück, denn "Abstergo Industries" ist von Agenten der Assassinen unterwandert, die ihn befreien können. Eine besondere Rolle spielt dabei die Wissenschaftlerin Lucy Stillman. Die junge Frau kann Desmond überzeugen, sich dem Orden der Meuchelmörder anzuschließen, um schließlich die "Edensplitter" zu zerstören oder zumindest neu zu verstecken, so dass die Templer mit den bisher erlangten Informationen nichts mehr anfangen können. Da die Artefakte aber erst gefunden werden wollen, muss Desmond abermals in eine aufgemotzte Version des "Animus" steigen und das Leben seiner Vorfahren nacherleben. Zwei historische Anführer der Assassinen scheinen besonders viel Kontakt mit den "Edensplittern" gehabt zu haben: Altaïr Ibn-La'Ahad sowie Ezio Auditore da Firenze. Mit den Erinnerungen dieser beiden Altmeister finden die Assassinen der Gegenwart letztendlich ein Artefakt. Als Desmond den antiken Gegenstand berührt, wird eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die dazu führt, dass Lucy ihr Leben durch die Hand des jungen Assassinen verliert. Der Protagonist selbst dagegen fällt in ein Koma, das durch eine psychische Persönlichkeitsstörung hervorgerufen worden ist. Um den Helden zu heilen, setzten seine Kollegen ihn erneut in den "Animus", der nun aber auf einen besonderen Betriebsmodus umgestellt worden ist. Auf diese Weise hoffen die Assassinen, dass Desmond sich selbst helfen kann, indem er die auf genetischen Erinnerungen basierenden Persönlichkeiten seiner Vorfahren unter Kontrolle bringt. Bei diesem Vorhaben erhält der Protagonist unerwartete Unterstützung.

Serie wird fortgesetzt ...

Grundsätzlich hat sich der Spielstil von "Revelations" gegenüber den Vorgängern nicht großartig verändert. Um seine Erinnerungen zu sortieren, muss der Held abermals in die Vergangenheit eintauchen und primär als Assassine Ezio Auditore zahlreiche neue Missionen bestehen, die hauptsächlich in Konstantinopel (Istanbul – Türkei) stattfinden. Dabei geht es vordergründig um Meuchelmorde an politischen Gegnern, die die Sache der Templer unterstützen. Für Abwechslung sorgen jedoch Aufträge, in denen man beispielsweise Zielpersonen wie etwa den künftigen Machthaber Prinz Suleyman unbemerkt vor etwaigen Attentätern beschützen soll. Dazu schleicht man sich zuvor in Verkleidung auf eine geschlossene Veranstaltung des Adels, identifiziert mit Hilfe des aus den vorangegangenen Teilen bereits bekannten "Adlerblicks" maskierte Angreifer und lässt diese unbemerkt von den anwesenden Gästen "entfernen". Besonders auffällig ist die Tatsache, dass Ezio zunehmend andere Assassinen kommandiert und sich immer seltener selbst die Hände schmutzig macht. Dieses Verhalten gipfelt in einer Art Tower-Defense-Minispiel, bei dem die Assassinen Stadtgebiete erobern oder gegen angreifende Templer verteidigen sollen. Von der eigenen Fraktion besetzte Gebiete bieten später enorme Vorteile, wenn künftige Missionen darin spielen, denn auf einen Wink von Ezio hin erledigen Heckenschützen markierte Gegner und der Held kann beinahe mühelos sein Ziel erreichen. Keine Sorge, der Schwierigkeitsgrad bleibt immer noch auf einem vergleichsweise hohen Level, da man viel arbeiten muss, um schließlich die ganze Stadt unter die eigene Kontrolle zu bringen. Lautlosigkeit und Schatten bleiben wie gewohnt die besten Freunde eines Meuchelmörders.

Das Arsenal des Assassinen-Anführers ist unter anderem um eine praktische Kletterklinge erweitert worden, die entfernt an einen Rückenkratzer erinnert und sich an Kanten sowie Seilen geschickt zum Hangeln oder Gleiten nutzen lässt. Darüber hinaus kann man aus diversen Bauteilen Bomben bauen, die zahlreiche neue strategische Möglichkeiten bieten. Neben Sprengfallen und Granaten gibt es zum Beispiel Rauchbomben, die die plötzliche Flucht vor Wachen vereinfachen. Natürlich finden sich immer noch Unmengen an Nahkampfwaffen, Rüstungen und anderen Gimmicks im Spiel, so dass Zocker, die jeden Auftrag zu hundert Prozent erledigen wollen, ziemlich lange beschäftigt sein werden. Damit das Geld für die Ausrüstung nicht knapp wird, sollte man wie in "Fable 3" möglichst früh seine Goldmünzen in Läden investieren, die mit der Zeit ordentlich Dividenden ausschütten. Übrigens kann man an dieser Stelle verraten, dass die Entwickler Desmond auch einige Erinnerungen von Altaïr nacherleben lassen, und damit eine gedankliche Brücke zum allerersten Teil der "Assassin's Creed"-Reihe schlagen, der kostenlos auf der "Revelations"-Blu-ray enthalten ist.

Neben dem spannenden Storymodus bietet der Titel einen ausführlichen Mehrspielermodus an, der außer kooperativen Aufträgen auch klassische "Deathmatch" sowie "Capture-The-Flag"-Turniere beinhaltet. Leider ist der Zugang zum geselligen Zocken mit menschlichen Mitspielern durch einen Code an den "U-Play"-Account von Ubisoft gebunden. Second-Hand-Käufer müssen also zusätzlich Geld ausgeben, wenn sie auf diese Option nicht verzichten wollen. Ein weiterer Kritikpunkt auf hohem Niveau ist der zunehmend modulare Aufbau des Spiels, der es zwar vielen Studios von Ubisoft erlaubte, an "Revelations" mitzuwirken, dafür aber die Erinnerungen von Altaïr und Ezio weniger zusammenhängend darstellt, wobei die Randgeschichte mit dem komatösen Desmond im Animus wie ein storytechnischer Kunstgriff wirkt, um eine Art erweitertes Hauptmenü für die Auswahl der einzelnen Missionen zu schaffen. Dafür ist das Spiel jedoch ziemlich schnell in Topqualität fertiggestellt worden, sodass die Fangemeinde nicht lange auf eine Fortsetzung der "Assassin's Creed"-Reihe warten musste.

Quotenfänger

In Sachen Grafik hat sich im Vergleich zu "Assassin's Creed 2" oder "Brotherhood" in "Revelations" die Detailtiefe deutlich erhöht, sodass die aktuelle Hauptspielumgebung Konstantinopel mit seinen hohen Minaretten, orientalischen Häusern sowie kilometerlangen Mauern deutlich die Städte Florenz oder Rom aus den Vorgängern überschattet. Qualitätsmäßig hat sich jedoch an der Engine so gut wie nichts geändert. Wozu auch? Das Niveau der grafischen Darstellung war ohnehin ziemlich hoch, sodass es viel besser ist, dass sich die Entwickler beispielsweise auf hervorragende Kampfanimationen oder authentische Gestik und Mimik der Charaktere konzentrieren konnten. Wie gewohnt zieht Ubisoft Montreal bei der Vertonung des neuesten "Assassin's Creed"-Ablegers alle Register. Die Synchronsprecher stellen ihre Figuren glaubwürdig dar und zeigen damit schauspielerisches Geschick, das für einen solchen personenreichen Titel unabdingbar ist. Ebenso qualitativ hochwertig sind die Soundeffekte sowie die Hintergrundmusik, die die zahlreichen Kämpfe im Spiel untermalen.

 

    

Fazit

"Assassin's Creed: Revelations" setzt die inzwischen berühmt gewordene Meuchelmord-Spielreihe auf eine würdige Art und Weise fort, die die meisten Fans zufriedenstellen sollte. Die neue Spielumgebung Konstantinopel ist aufgrund der hohen Detailtiefe äußerst prächtig anzuschauen und die Aufträge der Assassinen sind ebenso spannend wie abwechslungsreich. Allerdings ist das Spiel wegen seiner umfassenden Hintergrundgeschichte für Neueinsteiger eher ungeeignet, da der Spieler nur wenige einführende Informationen bekommt, die niemals dazu ausreichen, um sich die vorhergehenden Ereignisse selbst zusammenzureimen. Treue Käufer der vorangehenden Titel sowie Neukunden, die sich die komplette Reihe leisten wollen, können bei "Revelations" jedoch getrost zugreifen. Letztere profitieren sogar davon, dass das erste Spiel der Serie diesem Teil ebenfalls mit beiliegt. (17.01.2012)


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