Splinter Cell: Double Agent (GameCube)

Splinter Cell: Double Agent (GameCube)

(Ubisoft)

geschrieben von Oliver Domke

 

 
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Genre: Action-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Splinter Cell: Double Agent
Preis: 55,00 €
Altersfreigabe: Freigegeben 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn ein Spiel erfolgreich ist, dann bekommt es auch einen Nachfolger. Wen wundert es da, dass Sam Fisher inzwischen bereits zum vierten Mal seine Spezialausrüstung anlegt, um einer weiteren Gruppe von Terroristen den Kampf anzusagen? Nach dem Spielstart finden Sie sich also erneut in der Rolle des "Third Echolon"-Agenten wieder, um durch dunkle Gänge oder Lagerhallen zu schleichen, die Widersacher aus dem Hinterhalt lautlos auszuschalten und die USA vor einem groß angelegten Anschlag zu schützen. Erwartet uns also ein weiterer schlichter Aufguss von Ubisofts Schleich-Abenteuer? Definitiv nicht!

Der neue Sam

Fisher ist Agent einer geheimen Unterabteilung der NSA. Als ausgebildete Splinter Cell ist es seine Aufgabe, mithilfe modernster Technik Staatsfeinde aufzuspüren und zu neutralisieren. Sein aktueller Auftrag führt ihn nach Island, wo angeblich ein neuartiges Kampfmittel zwischengelagert wird. Um Informationen darüber zu beschaffen, werden nach bekanntem Spielprinzip Söldner verhört, Computer gehackt und die Drahtzieher ausgeschaltet. Der ebenfalls aus den Vorgängern bekannte Colonel Lambert - Einsatzleiter und enger Freund Fishers - gibt dabei zahlreiche Tipps und Hinweise zum Vorgehen. Doch dann kommt alles ganz anders: Lambert bricht den Einsatz aus heiterem Himmel ab, einen Grund nennt er dafür zunächst nicht. Es ist etwas vorgefallen, das Sams Leben für immer verändern wird …

Um seine Krise zu bewältigen, ersucht Fisher die NSA mit Erfolg, die Suspendierung aufzuheben und ihm den Auftrag anzuvertrauen. Doch die Mission ist alles andere als einfach: Das Wissen über die terroristische Vereinigung "John Brown’s Army" (kurz JBA), die gewaltsam gegen die Machenschaften der US-Regierung vorzugehen plant, ist zu gering - um mehr Informationen zu erhalten, muss daher ein Agent in die Gruppe eingeschleust werden. Sam wird also "zufällig" zusammen mit einem JBA-Mitglied in eine Gefängniszelle gesteckt, um durch einen Ausbruch das Vertrauen von dessen Anführer Emile Dufraisne zu gewinnen und in die JBA aufgenommen zu werden.

Vertraue niemandem!

Ist die Operation geglückt, wird unmittelbar danach das grundlegende Spielprinzip von "Double Agent" erkennbar. Da Sie ab sofort von zwei grundsätzlich verschiedenen Parteien (JBA und NSA) Aufträge erhalten, müssen Sie deren Erfüllung so ausbalancieren, dass Ihnen auch in Zukunft beide Seiten vertrauen. Das Spiel veranschaulicht dies mit einer kleinen Grafik, aus der jederzeit ersichtlich ist, ob die Gefahr des Misstrauens besteht. So wächst Sams Beziehung zur JBA beispielsweise durch einen Bombenanschlag auf einem Luxusdampfer; der NSA hingegen gefällt das selbstverständlich überhaupt nicht. Das Vertrauen Ihrer Auftraggeber beeinflusst nicht nur Ihre Ausrüstung zu Beginn einer Mission, sondern auch den weiteren Verlauf der Story. Leider kann es Sam nicht immer jedem recht machen, denn es gibt hin und wieder auch so genannte "konträre Ziele" - Missionen von beiden Seiten, die sich gegenseitig ausschließen. In einem solchen Fall müssen Sie erwägen, welcher der beiden Organisationen Sie Folge leisten. Gerade im späteren Verlauf des Spiels werden Sie solche Entscheidungen häufig ins Grübeln bringen. Egal, ob Sie sich für den moralisch richtigen oder den für die Mission hilfreichen Weg entscheiden - das Gefühl, etwas Falsches zu tun, bleibt bestehen.

Sam sollte natürlich möglichst im Dunkeln agieren und sich leise verhalten, um von seinen Widersachern nicht entdeckt zu werden. Die KI verhält sich dabei recht klug und geht selbst dem kleinsten Verdacht auf die Anwesenheit eines Feindes nach. Treten die von ihr gesteuerten Gegner gleich gruppenweise auf, versuchen sie sogar, Sam einzukreisen. Hin und wieder sind sie aber auch etwas nachlässig und erkennen den Eindringling selbst dann nicht, wenn er unmittelbar vor ihnen eine Tür eintritt. Um seine Ziele gegen die Opponenten durchsetzen zu können, kann Sam auf ein umfangreiches Repertoire an Aktionen und Technologien zurückgreifen. Seine Standards wie Klettern, Wand-Spagat und das Hangeln an Vorsprüngen hat er nicht verlernt; hinzugekommen sind einige neue Bewegungen wie ein tödlicher Angriff aus dem Wasser heraus. Die Ausrüstung, die ihm von seinen jeweiligen Auftraggebern zur Verfügung gestellt wird, besteht unter anderem aus einem vielseitig einsetzbaren Maschinengewehr und einer Pistole, die nicht nur Geschosse abfeuern, sondern auch elektronische Geräte wie Kameras in ihrer Funktion stören kann. Gerade letzteres ist besonders wichtig, da das Auslösen eines Alarms fatale Folgen hat: Die Feinde sind aufmerksamer, zusätzliche Sicherungssysteme wie Minen werden aktiviert und spätestens nach dem dritten Alarm gilt die Mission oft als gescheitert. Durchdachtes Vorgehen ist also weiterhin Pflicht. Darüber hinaus kann Sam auch wieder diverse optische Hilfsmittel wie ein Nachtsicht- und ein Wärmebildgerät nutzen, um Fallen und Feinde auch bei schlechten Sichtverhältnissen orten zu können. In einigen Bereichen des Spiels kommt ihm sogar ein Teamkamerad zur Hilfe. Nur mit seiner Unterstützung kann Sam die entlegensten Orte erreichen.

Eine Hand wäscht die andere

Das Teamplay dürfte Spielern des Vorgängers "Chaos Theory" aus dem Multiplayer-Part bereits bekannt vorkommen. Nun wurde dieses Element auch für die Kampagne eingesetzt. Ein von der KI gesteuerter Mitstreiter unterstützt den Elite-Agenten nicht nur im Kampf, sondern interagiert auch mit ihm. So bilden die beiden eine menschliche Leiter, um höher gelegene Ebenen zu erreichen oder beleben sich wieder, wenn der Partner zu viel einstecken musste. Sehr positiv ist die Tatsache, dass es der kooperative Modus auch dieses Mal wieder als Multiplayer auf die Game Disc geschafft hat. Zusammen mit einem weiteren menschlichen Spieler können Sie Gebäudekomplexe infiltrieren und Informationen beschaffen. Im Prinzip besuchen Sie dabei die gleichen Gebiete wie im Singleplayer-Modus, allerdings unterscheiden sich die eigentlichen Schauplätze. Darüber hinaus ist der Koop-Modus nicht in eine große Story eingebettet, sondern die Missionen werden vielmehr einzeln aneinandergereiht. Gespielt wird an einer Konsole; Sie teilen sich den Bildschirm mit Ihrem Partner per Splitscreen, ohne dass die Übersichtlichkeit darunter leidet.

Zwiespältige Technik

Während Ihrer Reise mit Sam besuchen Sie eine Vielzahl unterschiedlicher Schauplätze. Sie schleichen unter anderem durch New York, den Fernen Osten und den Kongo, um Missionen der beiden Parteien zu erfüllen, jedoch sind Sie dabei meistens im Inneren von Gebäuden unterwegs. Um ihrem Status als Doppelagent gerecht zu werden, dringen Sie sogar recht früh im Spiel in das Hauptquartier der JBA ein, zu dem Sie auch später noch zurückkehren werden. Dort versuchen Sie, sich weitere Informationen über die Ziele der JBA zu verschaffen. Hier ist selbstverständlich höchste Vorsicht geboten, denn Sie wollen ja nicht beim Spionieren erwischt werden. Gerade in diesem Gebiet befinden Sie sich auf einer gefährlichen Gratwanderung zwischen JBA und NSA. Aber das ist offensichtlich nicht Ihr einziges Problem: Möglicherweise gibt es da noch jemanden, der Verbündete gegeneinander ausspielen will …

Genau wie Sams Auftraggeber spaltet sich leider auch die Technik in "gut" und "böse". Die verschiedenen Orte sind optisch sehr hübsch gestaltet; vor allem bei den Lichteffekten spielte Splinter Cell schon immer in der obersten Liga. Leider wirken einige Texturen recht unscharf und verwaschen, was vor allem bei näherer Betrachtung auffällt. Außerdem muss die Kamera manuell justiert werden, in engen Bereichen geht so manchmal die Übersicht verloren. Der Sound ist sehr gut gelungen; Musik und Effekte untermalen die jeweilige Situation realitätsgetreu und stimmungsvoll. So bauen Schusswechsel und Missionen, die unter Zeitdruck erledigt werden wollen, noch mehr Spannung auf. Die deutsche Sprachausgabe ist hervorragend; die Sprecher verrichten ihre Arbeit äußerst professionell. Leider kann man das von der Synchronisation der deutschen Untertitel mit dem Gesprochenen nicht behaupten. Oftmals sind beide Texte dermaßen unterschiedlich, dass es schwerfällt, sich auf beides zu konzentrieren, um auch wirklich alle Informationen zu erhalten. Gerade während des Tutorials ist das schade, weil hier einige Grundlagen der anfangs recht überladen wirkenden Steuerung verloren gehen können. Glücklicherweise gewöhnt man sich relativ schnell an die vielfältigen Befehle und Tastenkombinationen. In größeren Arealen kann es außerdem zu teils heftigen Rucklern kommen. Das geschieht zwar sehr selten, stört aber in diesen Situationen den allgemein zügig inszenierten Spielfluss. Lobenswerterweise ist das Speichern des Fortschritts jederzeit möglich und die Mission muss daher nach Fishers Ableben nicht zwangsläufig neu begonnen werden.

 

  

Mission erfolgreich

Spätestens nach dem zweiten Teil ("Pandora Tomorrow") hat mich die Serie nicht mehr sonderlich interessiert. Es gab zwar einige marginale Änderungen, das Gameplay blieb aber meist nahezu dasselbe. Mit "Double Agent" kehrt die Reihe wieder zu ihrer alten Stärke zurück; das neuartige Vertrauens-Feature bringt frischen Wind ins Spiel und zwingt mich, Entscheidungen zu treffen, die ich eigentlich gar nicht treffen möchte. So gewinnt Sams Abenteuer enorm an Fahrt. Die Art und Weise, wie die alten Grundmuster von Splinter Cell in der neusten Episode verpackt und präsentiert werden, macht das Besondere von "Double Agent" aus. Ich schleiche immer noch durch dunkle Gänge und Lagerhallen, ich töte immer noch meine Widersacher aus dem Hinterhalt - dennoch habe ich das Gefühl, dieses Mal etwas anders zu machen als früher. Schade ist, dass mich manchmal die Technik und sich ständig wiederholende Spielelemente wie das Hacken von Sicherheitssystemen zwischenzeitlich aus dem Leben des Doppelagenten in die Realität zurückwerfen. Trotzdem ist "Double Agent" das bisher eindeutig beste und abwechslungsreichste "Splinter Cell".

Die uns vorliegende GameCube-Version ist übrigens inhaltsgleich mit den Fassungen für PlayStation 2 und Xbox. Wer an der Xbox 360 oder am PC spielt, dem wird zwar eine ähnliche Story, in Einzelheiten wie dem Missionsdesign aber inhaltlich völlig anderes "Double Agent" präsentiert.

(07.11.2006)

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