Unwell Mel

Unwell Mel

(Astragon)

geschrieben von Sebastian Amberger

 

     
 

Ein Match-3-Spiel muss nicht immer trist und ohne Handlung sein. Astragon zeigt mit "Unwell Mel", wie das recht einfache Prinzip eines Match-3-Spiels mit Hilfe einer witzigen Umsetzung zu einem Titel wird, der den Spieler länger an den Bildschirm fesselt als erwartet.

Story

Der arme Mel hat es nicht leicht im Leben, er hat sich auf einen Schlag einhundert unterschiedliche Krankheiten eingefangen, die sich in elf irrwitzigen Symptomen äußern. Unter anderem hat er einen "Tennis-Ellbogen" (Tennisball am Gelenk) und "Lausiges Skier Syndrom" (eingegipster Fuß). Um Mel zu kurieren, muss der Spieler - in Person des behandelnden Arztes - die einzelnen Krankheiten diagnostizieren und dementsprechend darauf reagieren. Es müssen Eiterherde eingedämmt und der Virenbefall bekämpft werden, wodurch der Doc Geld einnimmt, das wiederum direkt beim reisenden Handelsvertreter in Power-Ups investiert wird. Der Weg der Genesung ist lang, aber Langeweile kommt bei diesem Titel garantiert nicht auf.

Gameplay

Zu Beginn muss sich der Spieler entscheiden, ob er die Behandlungen mit oder ohne Zeitdruck durchführen möchte. Zwar stellen vorgegebenen Zeiten ab und an eine Zerreißprobe für die Nerven dar, doch in den meisten Fällen bewegen sich die Zeitfenster in einem fairen Rahmen. Die einhundert Krankheiten gliedern sich in dreihundert Behandlungen, die jeweils ein eigenes Level darstellen, dessen Aufbau immer neue Formen annimmt. Das grundlegende Spielprinzip eines Match-3-Spiels, durch das Platztauchen zweier Gegenstände auf dem Spielplan eine Verbindung zwischen drei oder mehr gleichen Objekten herzustellen, damit sich diese gegenseitig auflösen, wurde thematisch passend erweitert. Da das Ziel das Kurieren von Krankheiten darstellt, muss zum einen "Glibsch" - grün eingefärbte Flächen - und zum anderen Keime beseitigt werden. Es gibt immer eine fest vorgegebene Anzahl der zu beseitigenden Krankheitsursachen, die am linken oberen Bildschirmrand angezeigt werden und so jederzeit ersichtlich ist, wann das Ziel erreicht wird.

Neben den Krankheitsherden gibt es zusätzlich verschorfte Stellen, die eine Bewegung der darunter befindlichen Objekte verhindern. Schorf kann nur entfernt werden, wenn eine Verbindung mit mindestens zwei weiteren identischen Gegenständen hergestellt wird. Um den vorhandenen "Glibsch", der allem Anschein nach eine Vereiterung darstellt, zu entfernen, muss eine Objektübereinstimmung direkt auf den betroffenen Feldern erzeugt werden. Besonders stark erkrankte Stellen sind dunkelgrün eingefärbt und benötigen sogar zwei aufeinanderfolgende Objektketten, um gesäubert zu werden. Bei den Keimen gibt es unterschiedliche Vertreter mit ebenso unterschiedlichen Eigenschaften. Der normale Keim explodiert, sobald drei oder mehr seiner Art zusammengebracht wurden und entfernt hierbei zusätzlich vorhandenen Schorf und Glibsch im näheren Umkreis. Die Virusiten ähneln blauen Schleimbollen mit Augen und aktivieren sich durch die Verbindung, bis sie einige Zeit später explodieren. Die Grabbits sind die fiesesten Vertreter dieser Art, sobald sich zwei Unruhestifter berühren, verschmelzen sie miteinander und verankern sich im Untergrund. Das führt dazu, dass sie nicht nachrutschen, wenn im weiteren Spiel Lücken unter ihnen geschaffen werden. Erst ein dritter Grabbit oder eine Explosion können diese Verbindung lösen und erneut einen flüssigen Spielverlauf ermöglichen. Die unterschiedlichen Keime, deren Auftreten von den einzelnen Krankheiten abhängt, fordern gerade in Verbindung mit vorhandenem Schorf oder verwinkelt angeordnetem Glibsch vorausschauendes Handeln und mehr als einmal eine gute Portion Glück.

Am Ende jedes Levels gibt es eine Aufstellung der benötigten Zeit und der Menge an großen Objektketten, also mehr als drei gebündelte Gegenstände. In Abhängigkeit dieser Werte erhält der Spieler unterschiedlich hohe Geldbeträge, mit denen beim freundlichen Handelsvertreter Ed, der immer einen anderen Arztwitz griffbereit hat, diverse Power-Ups erworben werden können. Neben Injektionen, um punktuell Problemstellen zu lösen, gibt es Tupfer, mit denen Schorf aufgeweicht wird, Blutegel, die größere Bereiche willkürlich räumen und fünf weitere Spezialfähigkeiten. Gerade unter Zeitdruck sind diese kleinen Helfer eine optimale Unterstützung. Der gesamte Behandlungsablauf wird schematisch in einem Kalender dargestellt, wobei für jede der einhundert Krankheiten ein eigener Tag mit entsprechenden Erholungspausen dazwischen vorgesehen ist. Jeder Monat besitzt hierbei ein eigenes Kalenderblatt, das mit einem Arztwitz dekoriert ist.

Grafik und Sound

Nicht nur spielerisch, sondern auch grafisch versucht das Spiel bloß keine Anleihen bei der Realität zu nehmen. . Es ist in einer quietschbunten, handgezeichnet wirkenden Grafik gehalten und passt sich somit wunderbar in die skurrile Welt ein. Die Viren wirken teilweise zu süß, um böse zu sein und gerade solche Details machen den optischen Charme des Spiels aus. Akustisch versucht das Spiel ebenfalls, keine Sekunde ernst genommen zu werden. Es sind sowohl in den einzelnen Aktionsgeräuschen als auch in der Hintergrundmusik starke Parallelen zu alten Cartoonklassikern zu entdecken. Gerade für einen Titel dieser Preiskategorie ist es ein wahrer Genuss für die Sinne und es macht einfach nur Spaß zu spielen.

Man mag von Low-Budget-Spielen halten was man will, aber ich muss zugeben, dass "Unwell Mel" jegliche meiner Erwartungen bei Weitem übertroffen hat. Es handelt sich nicht nur um einen Lückenfüller, der für ein Spielchen zwischendurch genutzt wird, sondern um einen Titel, der fesselt. Mehr als einmal musste ich nach einem Blick auf die Uhr mit Erschrecken feststellen, dass die letzten drei Stunden wie im Flug an mir vorbeigezogen sind. Die insgesamt 300 unterschiedlichen Levels bieten an sich schon eine sehr lange Spielzeit, doch ein hoher Wiederspielfaktor ist ebenfalls gegeben. Wer Match-3-Spiele mag, wird "Unwell Mel" lieben.

(16.08.2010)

 

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