Resident Evil 6

 

Der Horror geht in die nächste Runde

Capcoms neustes Spiel der Horrorreihe "Resident Evil" schickt Leon S. Kennedy, Chris Redfield und weitere Charaktere der vorherigen Teile in ein neues Abenteuer. Leon S. Kennedy, ehemaliger Polizist des Raccoon Police Department - jetzt Geheimagent, bekannt aus Teil zwei und vier der Serie - versucht mit der jungen Agentin Helena Harper aus der US-Kleinstadt Tall Oaks zu entkommen, deren Bewohner plötzlich von einer mysteriösen Seuche befallen wurden. Doch wie kam es dazu?

Der Tod lauert an jeder Ecke

Ursprünglich sind die Agenten Kennedy und Harper damit beauftragt, den US-Präsidenten Adam Benford zu beschützen, der die Ivy Universität von Tall Oaks besucht. Präsident Benford möchte in einer Rede die Machenschaften von Umbrella in Raccoon City aufdecken, jener mysteriösen Biowaffenfirma, die für den "Zombie-Virus" verantwortlich war. Die Stadt wurde daraufhin zur Eindämmung der Seuche durch einen Atomwaffeneinsatz dem Erdboden gleichgemacht. Die Rede findet jedoch nicht statt, da ein erneuter Ausbruch der "Zombie-Seuche" alle geplanten Termine über den Haufen wirft. Kennedy und Harper stehen nun einer Übermacht aus Zombies gegenüber und müssen versuchen, zu entkommen.

Was wie der Auftakt zu einem spannenden Horror-Abenteuer klingt, entpuppt sich leider als zu einem Shooter neigendem Gesamtwerk, Rätsel und Gruselpassagen sind rar gesät. Schon der Anfang überzeugt leider nicht, sondern setzt auf viele Explosionen und "Quicktime-Events". Das große Manko an dieser ersten, als Tutorial gedachten Mission ist, dass die Quicktime-Knöpfe teils nicht richtig deutlich machen, welche Tasten zu drücken sind. Gemeint sind WASD und die Pfeiltasten, die auf der Tastatur in gleicher Form angeordnet sind. Dies kann durchaus zu Frustrationen führen, da das Tutorial beendet werden muss, um überhaupt richtig in das Spiel einzusteigen. Nachdem ein paar Schwierigkeiten mit Hilfe von Patches behoben wurden, kann auch bereits gesehenes Videomaterial übersprungen werden. Erst wenn die erste Mission beendet ist, kann das Spiel beendet und vom Hauptmenü aus ganz normal weitergespielt werden, ohne die Einführungsmission erneut durchlaufen zu müssen.

Ebenso zu kritisieren sind die an "Left for Dead" erinnernden Passagen. Man befindet sich in einem Durchgang, an dessen Enden jeweils eine Tür ist, der Gang wird von Fenstern gesäumt. Draußen wanken Zombies umher. Helena und Leon möchten durch die Tür auf der anderen Seite, doch diese ist leider verschlossen. Leon kontaktiert seine Kollegin Hunnigan, die ihn immer mit den neusten Infos zur Mission versorgt, und bittet sie, die Tür zu öffnen, da sie ein elektronisches Schloss hat und Leon leider nicht das passende Werkzeug besitzt. Also hackt sich Hunnigan in die Uni ein und versucht die Tür zu öffnen, was einem Alarm auslöst. Die Zombies, die gerade noch friedlich durch die Gegend geschlurft sind, brechen nun mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit durch die Fenster und stürmen auf unsere Helden zu. Eine nicht endende Welle aus Zombies ergießt sich in den Durchgang. Das Ganze mündet in einer hektischen Klickorgie und wilden Ballerei, bis sich die Tür endlich öffnet und die Helden sich retten können.

So eine Passage mag beim ersten Mal noch spannend und aufreibend sein, spätestens beim dritten oder vierten Mal im gleichen Level dürften sich viele Spieler allerdings schon langweilen. Auch mit einigen teils nervigen Passagen hat das Spiel zu kämpfen. So muss zum Beispiel ein Waffenladen verteidigt werden, in dem sich viele Überlebende verschanzt haben. Die Zombies brechen minutenlang durch die Fenster und alle wehren sich, bis sich endlich die Tür zum ersten Stock öffnet. Die Sicherheit währt kurz, denn nun muss die erste Etage verteidigt werden, danach das Dach, bis endlich der erlösende Bus kommt, der alle in Sicherheit bringen soll. Besser wäre es gewesen, man verteidigt alles auf einmal oder nur einen Bereich. NPCs, also Nichtspieler-Charaktere, sind darüber hinaus noch mit unendlich Munition und Leben ausgestattet.

Gameplay

Das Spiel umfasst vier Kampagnen mit jeweils unterschiedlichen Charakteren, die sich nach jedem Durchspielen freischalten lassen, und lässt sich problemlos mit Tastatur und Maus oder einem Xbox360 Controller spielen. Interessant ist auch, dass man die anderen Charaktere zwischendurch kurz trifft. Die Gesamtstory erschließt sich dem Spieler so richtig, wenn er alle vier Kampagnen beendet hat. Die PC-Version von "Resident Evil 6" legt in regelmäßigen Abständen Savegames an, die aus dem Spiel oder dem Hauptmenü heraus geladen werden können. Aber Vorsicht: Sollte man an einem Boss scheitern und sich entschließen zum Hauptmenü zurückzukehren, muss die gesamte Passage bis zum Boss hin nochmal gespielt werden, auch wenn vorher ein Speicherpunkt erstellt wurde. Hier wäre ein Laden direkt beim Boss sinnvoller gewesen.

Das Spiel muss einmalig bei Steam aktiviert werden und bietet dann dem Spieler den Vorteil, seine Spielstände mit der Steam Cloud zu synchronisieren. So ist der Spieler nicht an einen PC gebunden, sondern kann von überall auf seine Spielstände zugreifen. Jäger und Sammler kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten. Das Spiel bietet Achievements und interne Freischaltungen, wie konfigurierbare Dog-Tags, um die Spieler bei Laune zu halten.

Sound - Musik – Grafik

Der Grafikmotor von "Resident Evil 6" wird von der hauseigenen "MT Framework"-Engine in der Version 2 angetrieben und unterstützt weder DirectX 10 noch DirectX 11. Das schadet der Optik allerdings nicht. Die Grafik sieht zeitgemäß aus, ebenso die Charaktere, die Umgebung und die Effekte. Das Spiel ist recht dunkel gehalten, um Atmosphäre zu schaffen, man kann die Helligkeit jedoch je nach Belieben nach oben oder nach unten korrigieren, bis man die für sich passende Einstellung gefunden hat.

Die Klangkulisse von "Resident Evil 6" passt sich dynamisch der Atmosphäre an. Während der ruhigen Passagen hält sich die Musik dezent im Hintergrund, kommt man ins Gefecht, passt sich auch die Musik den Geschehnissen an und wird schneller und hektischer. Die deutsche Übersetzung ist nicht besonders gut geglückt, die Charaktere hören sich teils lust- und emotionslos an. Die deutschen Sprecher wirken stellenweise gelangweilt. Die englische Originalvertonung jedoch überzeugt, hier hören sich die Sprecher emotionaler an und können Leid, Sorge, Wut, Trauer und Glück viel besser rüberbringen.

Im Großen und Ganzen kann "Resident Evil 6" durch das Gameplay, die Musik und die Grafik punkten. Es sieht alles zeitgemäß aus, und dass die Engine weder DirectX 10 noch DirectX 11 unterstützt, kann man problemlos verschmerzen. Einzig die deutsche Synchronisation ist ein Makel.

Multiplayer und Coop: Es schießt sich besser zu zweit!

"Resident Evil 6" ist ein Spiel, das sehr gut im Coop-Modus gespielt werden kann. Zu Beginn jeder Mission kann der Spieler die Spielparameter definieren. So kann das Spiel privat, nur mit Freunden oder für Jedermann offen spielbar sein. Ebenso kann festgelegt werden, ob Spieler aus der eigenen Region genommen werden sollen oder ob das Spiel weltweit zur Verfügung gestellt werden soll. Der Mitspieler nimmt dann die Rolle des sonst von der KI gesteuerten Partners ein. Einige Passagen werden so deutlich interessanter, da der Mitspieler nun aktiv ins Geschehen eingreift.

Weitere Optionen, die den Coop-Modus interessant machen, sind der "Friendly Fire"-Modus, der Modus mit unendlicher Munition und die Agentenjagd. Beim "Friendly Fire" zieht jeder Treffer auf den Partner diesem Lebenspunkte ab, es muss also aufgepasst werden, wohin geschossen wird. Veteranen werden an diesem Modus sicherlich ihre Freude haben, da dadurch die Spannung im Spiel nochmals steigt. Der "Unendlich Munition-Modus", definiert sich durch seinen Namen. Er gibt den Spielern unendlich viel Munition. Der "Agentenjagd"-Modus ist sehr interessant, da ein weiterer Spieler den Platz eines besonders starken Zombies einnimmt und Jagd auf die Agenten machen muss. Die Agenten wissen jedoch nicht, welcher Zombie es ist. So entsteht ein Katz und Maus Spiel, welches die Agenten überleben müssen. Dieser letzte Modus erinnert jedoch ziemlich stark an den VS-Modus aus "Left for Dead" und "Left for Dead 2" wo ebenfalls ein Mitspieler einen besonders starken Zombie gespielt hat. Dem Spielspaß tut dies jedoch keinen Abbruch.

Zu guter Letzt gibt es noch einige Multiplayer-Modi, die zum Teil als kostenpflichtige DLC angeboten werden. Der wohl bekannteste ist der Mercenary-Modus. Man sucht sich zu Beginn einen Charakter aus und muss binnen eines gewissen Zeitlimits versuchen, so viele Zombies wie möglich, zu erledigen. Je besser man abschneidet desto besser die Belohnung. Insgesamt gibt es pro Karte 150 Gegner, die man erledigen kann. Zu Anfang kann man nur Leon, Chris und Jake auswählen. Andere Charaktere lassen sich durch erfüllen gewisser Voraussetzungen freischalten.

Fazit - Der Zombie-Shooter

"Resident Evil 6" ist ein Third Person Shooter und nicht, wie viele gehofft haben, das Survival Action Adventure, welches es früher einmal war. Man merkt deutlich, dass Capcom hier mehr auf Action und auf Deckungsgefechte setzt, wie BioWare es mit "Mass Effect" vorgemacht hat. Es fehlt dem Spiel das, was es meiner Meinung nach früher ausgezeichnet hat: Das beklemmende Gefühl, allein zu sein, einem übermächtigen Boss-Gegner gegenüberzustehen, knackige Rätsel und Backtracking. All das ist häufig leider den teils exzessiven Shooter-Einlagen gewichen, welche die vorhandene Atmosphäre und gut geschriebene Story manchmal zerstören. Fans der ersten Teile dürften von diesem Spiel ein bisschen enttäuscht sein. Genreneulinge und Shooter-Liebhaber kommen aber voll auf ihre Kosten. Als Fan der ersten Spiele hoffe ich jedoch, dass Capcom sich mit dem Remake von "Resident Evil Revelations" wieder auf die Wurzeln der Reihe besinnt.

(15.05.2013)

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2016-02-07 16:54:10... - uros

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