Paradise City

Paradise City

(Frogster Interactive)

geschrieben von Markus Haltebourg

Grundlage für dieses Preview: Preview-Presse-Version vom 15.05.2007

 

 
Entwickler: Sirius Games
Publisher: Frogster Interactive
Genre: Action-Rollenspiel
Releasedate: 2. Quartal 2007 (eher später)
Homepage: Paradise City
Preis: ca. 44,99 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Willkommen in der Unterwelt

Wir befinden uns in naher Zukunft in den USA, wo eine Seuche die Bevölkerung bedroht, deren Ursprung bislang weitgehend unbekannt ist. Aber es gibt eine heiße Spur, die in die an der Ostküste gelegene Hafenstadt Paradise City führt. Die Stadt wird von Gangs und Verbrechersyndikaten kontrolliert, die die Polizisten bestechen, damit sie sich aus ihren kriminellen Machenschaften heraushalten. Wer also bei der Suche nach der Herkunft des Virus auf die Unterstützung der Polizei zählt, wird bitter enttäuscht werden. Die Geheimdienste wissen um diesen Zustand und beschließen deshalb, Undercoveragenten in Paradise City einzuschleusen, um auf eigene Faust zu ermitteln. Sie sollen ihr Ansehen in der kriminellen Unterwelt der Stadt erhöhen, um letztlich an die Gangsterbosse heranzukommen, die wahrscheinlich mehr über die Seuche wissen.

Ihr Vorgehen ist dabei skrupellos, und ob nun ein Passant mehr oder weniger bei einer Schießerei ums Leben kommt, ist ihnen egal. Der Spieler darf nun abwechselnd in die Rolle dieser drei verdeckten Ermittler schlüpfen, um die Karriereleiter in der Unterwelt zu erklimmen. Als Angel Vargas, als ehemaliger Bankräuber Nicholas Porter, dem als Gegenleistung für seine Dienste eine Begnadigung versprochen wurde, oder als FBI-Agent Boris Chekov darf man sich dazu aufmachen, das ein oder andere Stadtviertel zu erobern.

Jetzt wird’s kriminell …

Als "Paradise City"-Neuling sollte man sich die Informationen zu Steuerung und Interface, die man in den ersten Missionen erhält, gut einprägen, um sich später im Spiel problemlos zurechtfinden zu können, denn manchmal bekommt man Tipps, mit denen man im Moment noch nicht viel anfangen kann. So erfährt man beispielsweise schon zu Beginn, was bestimmte Zeichen auf der Karte bedeuten, ohne sie zu dieser Zeit schon sehen zu können, denn einige NPCs werden erst dann angezeigt, wenn man ein Gebiet erobert hat. Die Karte findet man rechts oben am Bildschirmrand, wo sie nicht stört. Links unten erscheinen das Skilldeck und die Charakterporträts, von denen aus man Zugriff auf Menüs hat, die die Eigenschaften des jeweiligen Agenten beinhalten.

Der Bildschirm wirkt nicht überfüllt, aber dank der Gestaltung der Menü-Icons auch nicht langweilig. Unübersichtlich wird es erst, wenn man die Karte vergrößert, weitere Menüs geöffnet hat und in einen Kampf verwickelt ist. Wer die Karte lieber in Ruhe studieren will, kann mittels der "P"-Taste in den Pause-Modus wechseln. Die Karte selbst ist so gestaltet, dass man gewünschte Orte oder NPCs auch auf der Minimap leicht erkennen kann. Geschäfte werden durch bestimmte Symbole dargestellt, weshalb man sie leicht aufspüren kann. Auch NPCs sind in verschiedenen Farben gekennzeichnet. Wer sich unsicher ist, wohin er während einer Quest muss, wird mit einem Blick auf die Karte schnell fündig: Ein gelber, blinkender Punkt zeigt das Ziel an. Ebenfalls im Menü der Karte kann man sogenannte "Gangers" einstellen, die das eigene Gebiet verteidigen.

Um ein feindliches Nachbargebiet zu erobern, begibt sich der Spieler mit seinem Alter Ego in das gewünschte Territorium und sucht dort den Boss auf, der solange traktiert wird, bis er sich ergibt und die Inhaber der Geschäfte überzeugt, dem jeweiligen Agenten regelmäßig Schutzgelder zu zahlen. Wer genug Geld hat, darf den Bürgermeister bestechen und somit die volle Kontrolle über das Gebiet übernehmen. Anschließend kann man eigene "Gangers" anheuern, die das Viertel bei einem feindlichen Angriff verteidigen sollen. Auch die Aufwertung ihrer Fähigkeiten kostet Geld, was in "Paradise City" durch die Abgaben der Geschäfte aber leicht zu bekommen ist. Es gilt zu beachten, dass pro Gebiet nur eine bestimmte Geldmenge vorhanden ist, weshalb es später nötig sein wird, angrenzende Gebiete zu erobern, um weiterhin flüssig zu sein. Auch durch die Beseitigung der überall herumlungernden Gangster kann man kleinere Beträge einheimsen oder die von ihnen hinterlassenen Gegenstände in einem Waffengeschäft zu guten Preisen verkaufen.

In einer Gangstermetropole wie dieser ist nichts umsonst, und daher nimmt man jeden noch so kleinen Betrag gern an, um sich mit neuen Waffen oder Fähigkeiten eindecken zu können, denn Feinde gibt es viele. Mit der richtigen Ausrüstung und der Unterstützung durch "Gangers" und "Henchmen", einer Art Söldner, sind die Kämpfe aber gut zu meistern. Es empfiehlt sich jedoch, von der Quicksave-Taste ausgiebigen Gebrauch zu machen für den Fall, dass man doch einmal von einem wütenden Gangsterboss ins Jenseits befördert wurde. Oft hilft im Kampf auch der strategische Einsatz der Fähigkeiten, um Gegner zu lähmen oder anderweitig kampfunfähig zu machen. Fähigkeiten benötigen "Focus", der sich nach und nach, ebenso wie die Gesundheit des Agenten, wieder auflädt.

Es ist wichtig, sich gut zu überlegen, welche der fünf Grundwerte des Alter Ego man ausbaut und auf welche man verzichten kann. Noch wichtiger wird das bei der Auswahl der sogenannten "Traits", also der Grundeigenschaften des Charakters, denn er kann sie nicht allesamt erlernen. Sie bestimmen zum Beispiel, wie viele "Henchmen" man anheuern kann oder welche Waffen benutzt werden können. Die Verteilung der "Trait"-Punkte wirkt sich auch auf die zur Auswahl stehenden Fähigkeiten aus. Letztere kann man bei einem Skill-Trainer erlernen - gegen Bares versteht sich. "Trait"-Punkte und Punkte, um die Grundwerte zu erhöhen, erhält man bei einem Levelaufstieg oder durch diverse Quests.

Für jeden erledigten Gegner gewinnt man Erfahrung. Sobald man genug davon gesammelt hat, steigt man einen Level auf. Wer sich trotz guter Ausrüstung härteren Kämpfen noch immer nicht gewachsen fühlt, kann in eine Bar gehen und dort Drinks kaufen, die bestimmte Eigenschaften im Kampf für eine gewisse Zeit verbessern. Selbstverständlich ist das nicht gerade billig, aber Gott sei Dank gibt es ja Alternativen. Ab und an findet man in Hinterhöfen solche Drinks in Koffern herumstehen, sodass man sich an ihnen verlustieren kann, sobald die ursprünglichen Eigentümer das Zeitliche gesegnet haben. Das Inventar ist zwar nicht besonders geräumig, aber gemessen an der Tatsache, dass zumeist das nächste Waffengeschäft, in dem man überflüssige Gegenstände verkaufen kann, nicht fern ist, reicht der Platz aus.

In "Paradise City" gibt es zwei unterschiedliche Kampfarten, nämlich den Nahkampf und den Fernkampf mit Schusswaffen. Jeder der drei Undercoveragenten ist aber nur auf eine von ihnen spezialisiert. Bei den "Gangers" findet man zusätzlich NPCs, die ihre Kollegen durch Heilung oder ähnliches unterstützen. Beim Einsatz von Granaten kann es ab und an geschehen, dass der eine oder andere Passant zu Schaden kommt, aber die örtliche Polizei interessiert das nicht. Das ist schade, denn Verfolgungsjagden würden den auf Dauer doch relativ eintönigen Spielablauf etwas interessanter machen. Zwar hat der Spieler die Möglichkeit, Nebenquests anzunehmen, doch sind sie einander zu ähnlich, um wirklich Abwechslung zu bringen. Es gilt oft, markierte Passanten in einem vorgegebenen Zeitlimit zu erledigen oder einen bestimmten NPC zu beschützen. Letzteres zählt sicherlich zu den schwierigeren Aufgaben und erfordert oft eine ausgeklügelte Strategie, um die erste Welle der Angreifer zu überstehen, dabei aber nicht zu weit hinter den Schützling zurückzufallen.

In Anbetracht der Tatsache, dass des Öfteren Autos auf den Straßen vorbeikommen, wäre es schön gewesen, wenn man sie klauen und selbst fahren könnte, so wie es zum Beispiel in "Grand Theft Auto: San Andreas" möglich ist. Leider haben die Entwickler darauf verzichtet und lieber eine Funktion eingebaut, mit der man einen Chauffeur rufen kann, der den Spieler abholt und zu einem völlig frei gewählten Platz auf der Karte bringt. Der Einsatz dieser Fähigkeit kostet Power, also gewissermaßen die Macht und den Einfluss, den man besitzt. Der Einfluss lädt sich jedoch automatisch ziemlich flott wieder auf, sodass man die speziellen Power-Fähigkeiten, die jedem Agenten zur Verfügung stehen, auch oft nutzen kann. Wer seinen Einfluss aber dauerhaft vergrößern will, der muss weitere Gebiete einnehmen.

Immer den Überblick behalten

In "Paradise City" werden die Charaktere wahlweise in zwei Modi gesteuert. Im Strategiemodus bewegt man den Charakter per Rechtsklick hin zu einem Zielpunkt und kann die Kamera mit den 'WASD'-Tasten manuell verschieben, während man im Kampfmodus die 'WASD'-Tasten dazu benutzt, den Agenten zu steuern und die Kameraperspektive durch Drücken und Ziehen der rechten Maustaste verändert. Je nach Situation ist es sinnvoll, zwischen den beiden Modi zu wechseln. Lauert beispielsweise eine Horde Angreifer auf den Spieler und das Sichtfeld geradeaus ist frei, so ist der Strategiemodus anzuraten, um einen Überblick über die Situation zu gewinnen und die Kamera unabhängig vom Charakter bewegen zu können.

Will man größere Distanzen zurücklegen, ist es ungeschickt, den Charakter in Seitenstraßen aus den Augen zu verlieren und die Kamera dauernd manuell nachstellen zu müssen. Vielmehr verwendet man dankbar den sogenannten Kampfmodus. Letztlich ist es aber Geschmacksache, wer wann welchen Modus verwendet. Auf jeden Fall erfüllen beide Varianten ihren Zweck. Interessant ist auch die Möglichkeit, so weit vom Charakter wegzuzoomen, dass man alles aus der Vogelperspektive betrachtet. Das erleichtert noch einmal die Übersicht. Um dem Spieler die Eingewöhnung in die Steuerung so einfach wie möglich zu gestalten, haben die Entwickler dafür gesorgt, dass alle Tasten im Optionsmenü neu belegt werden können.

So schön ist die Unterwelt

Die Grafik von "Paradise City" ist überaus gelungen. Zwar wirken die Charaktere ein wenig kantig, aber die tolle Umgebung entschädigt dafür. Wie man die Hinterhöfe in Großstädten aus amerikanischen Filmen kennt, so präsentiert sich auch die virtuelle Stadt: Es stapeln sich die Müllsäcke, an einigen Fenstern findet man Klimaanlagen und die Grünflächen sind eher knapp bemessen, sodass die Farbe Grau vorherrscht. Das alles trägt enorm zur Spielatmosphäre bei und verstärkt den Eindruck, sich in einer amerikanischen Metropole zu befinden. Ein Tag- und Nachtwechsel sowie unterschiedliche Wettereffekte tun ihr Übriges.

Ein Wermutstropfen findet sich dennoch: Die Welt ist in Stadtgebiete aufgeteilt und mit jeder neuen Mission findet man sich auch in einem neuen Gebiet wieder. Regionen aus früheren Missionen können offenbar nicht mehr besucht werden. Der Sound präsentiert sich in guter Qualität; die Geräusche der Waffen unterscheiden sich voneinander und klingen realistisch. Auch Hintergrundgeräusche, wie das Heulen von Sirenen oder die Fahrgeräusche der Autos, sind vorhanden, wiederholen sich aber zu oft. Der eine oder andere Passant äußert sich lautstark, jedoch wiederholen sich die Texte ebenfalls nach wenigen Minuten, was auf Dauer eher nervt. Hintergrundmusik ist nur in Geschäften zu hören und passt dort auch gut.

Bugs gibt es überall, auch im Paradies des Verbrechens

In der uns vorliegenden Testversion gibt es noch diverse Probleme, die aber laut Pressematerial bis zum Release behoben werden sollen. So führt zum Beispiel der Wechsel von Kapitel Eins zu Kapitel Zwei zu einem Absturz des Spiels. Es fehlen auch einige Texturen der Skill-Icons und Beschreibungen zu verschiedenen "Henchmen". Zudem funktionieren nicht alle Nebenquests und bei der Soundausgabe kann es zu Fehlern kommen. Der Mehrspielermodus war in der uns vorliegenden Version leider nicht verfügbar; zudem können bislang nur drei Missionen gespielt werden, was aber bei einer Preview-Version verständlich ist.

So soll es sein

"Paradise City" ist ein Action-RPG, das Rollenspiel- und Strategieelemente gekonnt miteinander verbindet und mit einer Grafik aufwartet, die, was die Charaktere anbelangt, besser hätte ausfallen können, aber ansonsten für eine tolle Gangster-Atmosphäre sorgt. Der Sound ist in Ordnung, auch wenn sich einzelne Geräusche viel zu oft wiederholen. Alles in Allem macht es jedoch Spaß, die Stadt zu erkunden und sich immer mehr Einfluss zu verschaffen. Auf lange Sicht hin mag die Motivation etwas sinken, da das Spiel nicht allzu viel Abwechslung bietet, aber sicherlich machen eine größere Missionszahl und der Mehrspielermodus sowie das Beseitigen der genannten Probleme in der endgültigen Version einiges wieder wett. Daher sollten Liebhaber von Gangsterspielen unbedingt einen Blick auf "Paradise City" werfen.

(06.06.2007)

Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

Paradise City
Paradise City
Paradise City
Paradise City
Paradise City
Paradise City
Paradise City
Paradise City