King of Fighters 2002 (XBox)

King of Fighters 2002 (XBox)

(Flashpoint)

Geschrieben von Wolfgang Ewertz

 

Nein, King of Fighters 2002 ist kein drei Jahre altes Beat'em-Up, sondern vielmehr die Konsolenumsetzung des gleichnamigen Spielhallenautomaten aus dem Jahre 2002. Schon bei den Vorgängern der SNK-Traditionsserie schieden sich die Geister: Kann das 2D-Retro-Prügelspiel die heutigen Spieler noch begeistern? Wir testeten die bereits weit fortgeschrittene Preview-Version!

Keine Kompromisse

Die 2D-Beat'em-Up-Tage um reißerische Kampf-Action ohne viel Tiefgang sind schon lange gezählt ... Wer braucht heute bei storylastigen, komplexen und extrem gut aussehenden 3D-Beat'em-Ups à la Def Jam - Fight For NY noch leicht zu berechnende und geradelinige Hau-Drauf-Orgien? Zugegeben, die meisten 3D-Beat'em-Ups nutzen die 3. Dimension kaum aus und wer sehnt sich nicht ab und zu nach Ryu, Ken und Blanka aus fast schon vergessenen Street-Fighter-Titeln? Reduziert auf die wichtigsten Merkmale eines Beat’em-Ups, wie in der glorreichen Street-Fighter II-Ära, kämpft man auf acht verschiedenen Schwierigkeitsstufen gegen immer stärker werdende Gegner bis hin zum sehr schwierigen Endgegner. Bei den ersten Begegnungen im Einzelspielermodus hat man zudem die Möglichkeit, seinen Gegner aus zwei, etwa gleich starken, Alternativen zu wählen. Direkt zu Beginn stehen dem Spieler alle 39 Kämpfer zur Verfügung; ob dies in der Endversion auch so sein wird, ist fraglich - wahrscheinlich muss man die Recken nach und nach freischalten.

Neben dem 1on1-Modus gibt es für Solospieler noch einen 3on3-Modus. Man kämpft mit drei vorher ausgewählten Kämpfern nacheinander gegen drei CPU-Fighter. Wer die meisten Runden für sich entscheiden kann, gewinnt. Natürlich gibt es auch Multiplayer-Modi: Neben Einzelkämpfen kann man auch in den eben erwähnten 3on3-Kämpfen gegeneinander antreten. Xbox Live wird auch unterstützt, aber ob Online-Raufereien oder nur der Eintrag der Highscore in Online-Listen möglich ist, konnte beim Testen noch nicht überprüft werden. Mit der Anzahl der Spieler multipliziert sich der Spielspaß; da das Spieltempo zudem höher ist als etwa bei der Street-Fighter-Serie, bekommt das Spiel im Mehrspielermodus auch mehr Pepp. Es spielt hierbei nicht einmal eine große Rolle, ob die Spieler unterschiedlich gut am Gamepad sind, denn die unterschiedliche Stärke der auswählbaren Fighter gleicht solche Vorteile wieder aus.

Die 39 Spielfiguren kommen allesamt aus Asien und raufen sich mit Martial-Arts- und übermenschlichen Kampfstilen. Mit jedem Kämpfer hat der Spieler eine Auswahl von ca. 15 verschiedenen, charakterspezifischen Moves. Prügelspielüblich gilt: Je schwieriger eine Attacke auszuführen ist, desto mehr Energie wird dem Kontrahenten bei erfolgreicher Ausführung abgezogen und simultan die "MAX-Anzeige" des Angreifers aufgefüllt. Ist diese voll, können spezielle Angriffe, die spielentscheidend sein können, vorbereitet werden. Von einfachen 2-Tasten-Combos bis hin zu Finger-Twist-Mänövern ist alles vertreten. Auch wenn es wirklich sehr viele Kämpfer mit schier unendlichen Angriffstechniken gibt, ähneln sich diese leider sehr. An den Charme der in Europa und Amerika bekannteren Beat-em-Up-Serien, die mit weniger Charakteren auskommen, die aber dafür sehr individuell aussehen und agieren, kommt King of Fighters 2002 nicht heran.

Wenn man im Story-Modus einen Kampf verliert, hätte man in der Automatenversion eine neue Münze einwerfen müssen, bei unserer Testversion hat man nach einer Niederlage aber die Möglichkeit, den Anspruch des Kampfes auf verschiedene Arten zu senken. Man kann zum Beispiel die Energie des Gegenübers auf ein Drittel verringern oder den Schwierigkeitslevel herabsetzen. In Deutschland erscheint die ungekürzte Version mit Pixelblut, doch die Splatter-Effekte sind nur dezent.

Retro: lieben oder hassen?

Die altbackene Vintage-Aufmachung richtet sich vor allem an Spieler, die 2D-Klassiker den heutigen 3D-Prügelspielen vorziehen. Für Retro-Fans ist King of Fighters 2002 ein wahrer Segen. Die vielen Kämpfer, Attacken und Kombos dürften Spieler, deren Spielspaß nicht unbedingt von Abwechselung abhängt, viele Stunden vor den Fernseher fesseln. Extras wie eine Highscore-Liste, Replay-Funktionen, farbliche Anpassung des Lieblingsprotagonisten und die Möglichkeit der genauen Schwierigkeitsanpassung werten den Titel weiter auf. Eine "echte" Story hätte dem Spiel gut getan, aber sie sucht man vergebens. In der Preview-Version gibt es auch nur zwei Zwischensequenzen im Anime-Stil. Ein Bonus hingegen sind die recht witzigen, zahlreichen und unterschiedlichen Verspottungen des Verlierers, in denen sich der Gewinner als Prolet zeigt. Die Steuerung richtet sich auch an Liebhaber der 2D-Retro-Beat'em-Ups. Den Analogstick des Gamepads wird man nicht oft brauchen, fast alle Attacken sind mit dem Digital-Pad besser ausführbar.

Mangelhafte Optik

Die Grafik des Spiels ist leider extrem veraltet, eine grafische Umsetzung des Spiels wäre wohl auch schon auf dem Super Nintendo Entertainment System möglich gewesen. Es gibt zwar eine optionale Funktion zur Grafikverbesserung, nur zeigt diese kaum Wirkung. Kantenglättung und Weichzeichnereffekte hätten neben der Optik auch den Spielspaß aufpoliert. Selbst hartgesottene Fans klassischer Konsolenspiele oder Spielhallenautomaten hätten wohl nichts gegen eine Verbesserung der Grafik einzuwenden. Während die Animationen der Recken flüssig erscheinen, sind die Hintergrund-Stages nur in einer geringen Anzahl vorhanden und ziemlich öde. Hier und da gibt es im Hintergrund mal eine Reaktion von Zuschauern oder bestimmten Objekten, doch halten sich die Interaktionen sehr in Grenzen. Das ist aber alles noch nichts im Vergleich zu den "gänsehauttreibenden" Menügrafiken. Man kann nur hoffen, dass die Entwickler diese in der Endversion ersetzen.

Schaurige Klänge

Um es kurz zu fassen: Der Sound steht der Grafik in nichts nach. Die japanischen Sprecher und die Kampfgeräusche klingen grauenhaft schlecht und die Hintergrundmusik erinnert mehr an die Klingeltöne der ersten Mobiltelefongeneration als an ein 2005 erscheinendes Spiel. Die Technik reizt die Funktionen heutiger Spielkonsolen, die auch schon fast überholt sind, nicht ansatzweise aus. Während es bei der Grafik vielleicht noch eine Geschmackssache ist, hätte man bei der Sound-Qualität Verluste des Retro-Feelings in Kauf nehmen sollen. Solchen Sound möchte man im Zeitalter der Dolby-Surround-fähigen Fernsehgeräte nun wirklich nicht mehr erleben müssen.

Fazit

Leider zählt die Preview-Version dieses Spiels zu den schlechtesten Beat'em-Ups für die Xbox. Es gibt durchaus positive Ansatzpunkte, wie z. B. die gewaltigen Einstellungsoptionen, die vielen Spielfiguren oder der gelungene Multiplayer-Modus, doch werden diese unter der schlechten Optik, dem schlechten Sound und den sich immer wiederholenden Spielabläufen begraben. Nachdem man das Spiel mit einem Kämpfer - nach ca. 15 Minuten - durchgespielt hat, fehlt die richtige Motivation, es erneut durchzuspielen. Fans der SNK-Serie und absolute Liebhaber (sehr) alter 2D-Konsolenprügeleien können sich das Spiel aber trotzdem zulegen, auch wenn sie keine Innovationsgranate erwarten werden.

(30.05.2005)

Entwickler: SNK / Ignition
Publisher: Flashpoint
Genre: Beat'em-Up
Releasedate: 30. Juni 2005
Preis: 24,95 €
Homepage: King of Fighters 2002
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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